2005, ISBN: 9783836614375
Inhaltsangabe:Einleitung: Das deutsche Bildungssystem wird gegenwärtig von vielen Seiten kritisch hinterfragt. Ausgelöst wurde diese Bildungsdiskussion aufgrund internationaler Leistungsv… mais…
Inhaltsangabe:Einleitung: Das deutsche Bildungssystem wird gegenwärtig von vielen Seiten kritisch hinterfragt. Ausgelöst wurde diese Bildungsdiskussion aufgrund internationaler Leistungsvergleiche, die darauf hinweisen, dass die Schulen in Deutschland ihrer Bildungsaufgabe nicht genügend nachkommen. ¿Deutschland, das Land der Denker und Dichter, ist abgehängt¿, heißt es in einem Artikel der Zeitschrift ¿Der Spiegel¿. Diese Erkenntnis löst weitverbreitetes Unbehagen aus und schnell wird auch der Vorschulbereich zur Diskussion gestellt. Fragen wie: ¿Wird der Bildungs- und Lernaspekt in der Elementarpädagogik vernachlässigt ¿ ¿Unterschätzen wir die Leistungen von Kindern ¿ ¿Bilden wir im europäischen Vergleich mal wieder das Schlusslicht ¿ stehen dabei im Mittelpunkt. Die Forderung, bereits im Elementarbereich frühe Bildungsprozesse zu initiieren, um Kinder auf das lebenslange Lernen vorzubereiten, wird derzeit von vielen Seiten kontrovers diskutiert. Dabei ist die geführte Diskussion um Bildung im Elementarbereich nicht neu. Klassiker der Pädagogik wie unter anderem Comenius (1592 ¿ 1670), Pestalozzi (1746 ¿ 1827) und Fröbel (1782 ¿ 1852) haben die Bedeutung der frühkindlichen Bildung hervorgehoben. Maria Montessori hat im 20. Jahrhundert nachhaltig auf die Bedeutung frühen Lernens und die Stärkung kindlicher Bildung hingewiesen. Die Bildungsreform der 70er Jahre im 20. Jahrhundert hob die Bedeutung der frühen Kindheit - insbesondere der Altersstufe von 3-6 Jahren - als Teil des Bildungswesens hervor und forderte eine stärkere Betonung des Bildungsauftrags des Kindergartens. Dies war auch die Zeit, in der der Situationsansatz und Curricula als Orientierungshilfe für die Kindergärten entwickelt wurden. Der Situationsansatz ist neben weiteren Ansätzen auch heute noch stark in den Kindergärten vertreten und prägt das pädagogische Handeln der Erzieherinnen. Seit Mitte der neunziger Jahre wird die Diskussion um frühkindliche Bildungsprozesse erneut geführt. Laewen spricht von zwei Diskussionsströmungen. Die eine Debatte ¿ eine zumeist von Pädagogen geführte Diskussion - erfährt weniger Beachtung, wohingegen die von Politik und Interessensverbänden geführte Debatte eine starke Medienresonanz erhält. Zwei Studien, die die Bildungsdiskussion angeregt haben, sind die Delphie- und die PISAStudie. In der Veröffentlichung der beiden Delphie-Befragungen (1998) werden mit Unterstützung von 1000 Fachleuten aus Wirtschaft, Kultur und Politik Erwartungen an Wissen und Bildung in den nächsten 25 Jahren formuliert. Die Experten heben in dem Bericht die besondere Bedeutung der Erziehung und Bildung im Elementarbereich hervor. Lebenslanges Lernen in Form von Wissenserwerb geht als eine zentrale Forderung aus der Studie hervor. Die Veröffentlichung der PISA-Studie (Programs for International Student Assesment) hat wohl in schon lange nicht mehr gekanntem Ausmaß Bildung in die gesellschaftliche Diskussion eingebracht. Durch diese Studie wurde deutlich, dass in Deutschland die Herkunft der Familie eine große Rolle spielt in Bezug darauf, welche Bildung sich ein Kind aneignet. ¿Dabei stellt das kulturelle und soziale Kapital, das Kinder sowohl in als auch von ihren Herkunftsfamilien vermittelt bekommen und sich aneignen, einen wichtigen Einflussfaktor dar, und zwar nicht nur auf Bildungsprozesse in der frühen Kindheit, sondern auch im gesamten Lebenslauf¿. Ähnlich sieht dies auch Wolfgang Tietze von der Humboldt Universität Berlin, der die pädagogische Qualität in Kindertageseinrichtungen untersucht und dargestellt hat, welchen Einfluss diese auf die Kompetenzentwicklung von Kindern haben kann. Er stellt dar, dass die Chance für einen guten Schulabschluss der Kinder einerseits von ihrer Herkunftsfamilie und andererseits entscheidend von der Qualität der KiTa abhängt. Was genau eine gute und eine schlechte KiTa sei, geht aus dem Bericht nicht hervor, jedoch wird die Wichtigkeit der pädagogischen Arbeit der Erzieherinnen deutlich hervorgehoben. Der 2005 veröffentlichte 12. Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung widmet sich dem Thema Bildung, Betreuung und Erziehung vor und neben der Schule. Frühkindliche Bildungsprozesse nehmen in dem Bericht einen großen Stellenwert ein. Diese Befunde bestärken die in der Fachliteratur schon seit längerem diskutierten Vorschläge zur Erneuerung der KiTa und deren pädagogischer Konzepte. ¿Mehr Bildungsarbeit in den KiTa¿ lautet der momentane Tenor. Dabei wird oft vergessen, dass Kinder keine Nürnberger Trichter sind, denen Bildung einfach ¿eingetrichtert¿ werden kann. Die Bildungsdebatte wird nicht nur von Pädagogen geführt. Unterschiedliche Professionen wie Psychologen, Neurologen aber auch Politiker und Vertreter der Wirtschaft, die ihre Argumentationslinien vertreten, befassen sich mit diesem Thema. Es ist daher gerade aus erziehungswissenschaftlicher Sichtweise wichtig darauf zu achten, in dieser Diskussion nicht zum Spielball von Interessensvertretern zu werden, sondern die pädagogische Sichtweise in dieser Diskussion zu vertreten. Der Fokus dieser Arbeit ist darauf angelegt, pädagogische Konzepte zum Untersuchungsgegenstand zu nehmen. Es soll geklärt werden, welche Möglichkeiten und Rahmenbedingungen die untersuchten Ansätze bieten, Bildungsprozesse bei Kindern anzuregen. Gang der Untersuchung: Die vorliegende Arbeit ist in fünf Teile gegliedert. Um dem unter Kapitel zwei im ersten Teil der Arbeit benannten Erkenntnisinteresse gerecht zu werden, wird eine Untersuchung in Form einer vergleichenden Literaturanalyse unter Berücksichtigung fachlicher Stellungnahmen und empirischer Forschungsergebnisse vorgenommen. In Teil zwei der Arbeit wird die Möglichkeit der Anregung von Bildungsprozessen dargestellt. Hierzu wird zunächst eine detaillierte Ausdifferenzierung der Begrifflichkeiten Bildung, Erziehung und Lernen dargelegt. Die Theorien Piagets und Wygotsky geben die Sichtweise aus der Entwicklungspsychologie wieder, die im Anschluss daran durch aktuelle Befunde der Hirnforschung erweitert werden. Der dritte Teil dieser Arbeit ¿Ansätze zur Anregung von Bildungsprozessen¿ baut auf das erarbeitete Wissen von Teil eins und zwei auf. Mittels drei verschiedener Ansätze werden Möglichkeiten zur Anregung von Bildungsprozessen in KiTa untersucht. Die Besonderheit jedes Ansatzes wird hierbei herausgearbeitet. In Teil vier wird eine qualitative Befragung in zwei Tübinger KiTa vorgestellt und interpretiert. Diese dient zur Erlangung der Sichtweise der Praxis. Es werden zwei Befragungen in zwei Tübinger KiTa mittels eines teilstrukturierten Interviews durchgeführt. Dem fünften Teil folgt eine Reflexion. Dieser letzte Teil dieser Arbeit fasst die dargestellten Theorien und die dazu gewonnenen Praxiseinblicke noch einmal zusammen und beurteilt diese kritisch. Ein Ausblick in die Zukunft schließt diese Arbeit ab.Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: Teil 1 Einführung in die Arbeit: Einleitende Worte, Struktur der Arbeit und Begriffliche Vergewisserungen4 1.Einleitung4 2.Leitfragen der Arbeit6 3.Vorgehensweise7 Teil 2 Anregung von Bildungsprozessen aus unterschiedlichen Blickwinkeln9 1.Abgrenzung Erziehung und Bildung9 1.1Der Begriff Bildung im Elementarbereich9 1.2Der Begriff Erziehung im Elementarbereich13 1.3Bewertung der Begriffe Erziehung und Bildung und Benennung des Untersuchungsrahmens15 2.Bildungsprozesse aus entwicklungspsychologischer Perspektive17 2.1Piaget (sozial-) konstruktivistische Ausprägung17 2.2Wygotskis soziokultureller Ansatz19 2.3Konsequenzen aus den Theorien Piagets und Wygotski22 3.Neurobiologische Erkenntnisse zur Anregung von Bildungsprozessen22 3.1Neuere Erkenntnisse aus der Hirnforschung23 3.2Konsequenzen für die Erziehung25 4.Zusammenfassung und weiteres Vorgehen26 4.1Zusammenfassung26 4.2Weiteres Vorgehen27 Teil 3: Untersuchung ausgewählter Ansätze zur Anregung von Bildungsprozessen28 1.Geschichtliche Annäherung28 1.1Entwicklungen in der Vorschulpädagogik in den 50er - 70er Jahren28 1.2Der Strukturplan des Deutschen Bildungsrates und die Eingliederung des Kindergartens in das Bildungssystem29 2.Der Situationsansatz32 2.1Curriculum ¿Soziales Lernen`32 2.1.1Didaktische Einheiten33 2.1.2Das Projekt ¿Kindersituationen¿34 2.2Erziehungsziele des Curriculum ¿Soziales Lernen`35 2.3Der Bildungsanspruch36 2.4Das Menschenbild38 2.5Die Rolle der Erzieherin39 2.6Didaktisches Vorgehen im Situationsansatz40 2.6.1Der Bezug zu den Lebenssituationen der Kinder40 2.6.2Klärung des Situationsbegriffs und Schlüsselsituationen40 2.6.3Ablauf eines Projekts42 2.7Raumgestaltung, Ausstattung und Nutzung42 2.8Kritik und Würdigung43 3.Die Pädagogik aus Reggio Emilia45 3.1Die Entstehung der Reggio-Pädagogik46 3.2Das Menschenbild47 3.2.1Kinder sind eifrige Forscher47 3.2.2Kinder haben 100 Sprachen48 3.3Lernen als subjektiver, kreativer Akt49 3.4Die Rolle der Erzieherin50 3.5Pädagogisches und methodisches Handeln52 3.5.1Beobachten und Begleiten52 3.5.2Die Dokumentation53 3.5.3Projekte in der Reggio Pädagogik oder das Lernen lernen54 3.6Der Raum als dritter Erzieher56 3.7Zusammenfassung oder was aus Reggio gelernt werden kann58 4.Der Bildungsansatz von INFANS59 4.1Laewen und das Institut INFANS59 4.2Das Projekt ¿Bildungsauftrag in Kindertageseinrichtungen¿60 4.3Das Bild des Kindes - ein konstruierendes Kind61 4.4Erwachsene als Ko-Konstrukteure von Bildungsprozessen63 4.5Methodisches und didaktisches Vorgehen64 4.5.1Beobachten und Dokumentieren von Bildungsprozessen64 4.5.2Themen zumuten und beantworten66 4.6Die Gestaltung der Räume68 4.7Zusammenfassung70 5.Kritik und Vergleich der aufgezeigten Ansätze71 5.1Entstehung und Organisation71 5.2Anthropologie des Kindes72 5.3Didaktisches Vorgehen73 5.4Raum und Material76 Teil 4: Qualitative Befragung in zwei Kindergärten in Tübingen77 1.Anlage der Untersuchung77 1.1Gegenstand und Ziel der Untersuchung77 1.2Die Befragung als Methode der Erhebung78 1.3Forschungsfragen als Grundlage der Datenerhebung79 1.4Datenerhebung mittels Interviewleitfaden79 2.Auswahl und Interpretation80 2.1Auswahl der Interviewpartner80 2.2Darstellung des Interviews mit E181 2.3Darstellung des Interviews mit E284 2.4Interpretation und Theorie/Praxis Vergleich88 Teil 5 Zusammenfassung und Ausblick91 1.Zusammenfassung91 2.Ausblick92 Literatur- und Quellenverzeichnis95Textprobe:Textprobe: Kapitel 2., Der Situationsansatz: Der Situationsansatz hat sich seit seiner Verbreitung in den 70er Jahren in der deutschen Frühpädagogik als pädagogisches Konzept weitgehend durchgesetzt und stellt das methodische Verfahren dar, das auf die eine oder andere Weise in vielen Einrichtungen praktiziert wird. So gehört er ¿seit Beginn der 70er Jahre zu den am weitesten vertretenen und am meisten diskutierten Bildungskonzepten für die Erziehung und Bildung von Kindern im Alter von weniger als sechs Jahren in (West-) Deutschland¿. Arbeiten nach dem Situationsansatz kann grob durch forschendes und entdeckendes Lernen anhand realer Problemstellungen in realen Situationen gekennzeichnet werden. Es liegen zahlreiche Publikationen vor, die diesen Ansatz seit seiner Entstehung in den letzten drei Jahrzehnten beschreiben, weiterentwickeln und kritisieren, sodass eine Berücksichtigung der gesamten Literatur für diese Arbeit nicht sinnvoll und zielführend ist. Einer der bekanntesten und umfangreichsten Beschreibungen zu diesem Ansatz ist das vom DJI beschriebene Curriculum ¿Soziales Lernen¿. Curriculum ¿Soziales Lernen¿: Die Wurzeln des Situationsansatzes sind in der Bildungsreform der 70er Jahre zu finden. Das Curriculum ¿Soziales Lernen¿ ist vom DJI unter Leitung von Jürgen Zimmer, der auch heute noch prominentester Vertreter ist, entwickelt worden. Es werden vier wichtige Quellen genannt, aus denen die Ideen zum Situationsansatz stammen. Diese Quellen sind: 1. Curriculumtheorie, bei der zwei Namen zu nennen sind, die diesen Ansatz mit ihren Ideen geprägt haben. Der erste Pate Saul Benjamin Robinsohn, ist als Begründer der Curriculumtheorie hervorgegangen. Robinsohn forderte Ende der sechziger Jahre, dass die Lerninhalte aller Stufen des Bildungswesens intensiver auf die gesellschaftliche Praxis bezogen werden sollten. Bildung ist nach Robinsohn ¿Ausstattung zum richtigen und wirksamen Verhalten in der Welt¿. In der Erziehung soll die ¿Ausstattung zur Bewältigung von Lebenssituationen geleistet¿ werden. Die Aufgabe der Curriculumentwicklung bezeichnet Robinsohn als das Auffinden und Anwenden von Methoden, ¿durch welche diese Situationen und die in ihnen geforderten Funktionen, die zu deren Bewältigung notwendigen Qualifikationen und die Bildungsinhalte und Gegenstände, durch welche diese Qualifizierung bewirkt werden soll, in optimaler Objektivierung identifiziert werden können¿. Zu dem zweiten Paten gehört Paulo Freire, den Zimmer als den wohl wichtigsten Pädagogen dieses Jahrhunderts bezeichnet und welcher sich als Anwalt für die Armen einsetzte und eine weltweite Wirkung hinterließ. ¿Lernen orientiert sich an den Schlüsselsituationen Entrechteter, zielt auf sozio-politische Bewusstwerdung. Ein Lehrer ist auch Schüler und ein Schüler ist auch Lehrer. Der Dialog ersetzt die Dressur¿. Dies ging durch Alphabetisierungskampagnen in dritten Welt-Ländern hervor, wonach Lesen und Schreiben einer Bevölkerungsgruppe nicht schrittweise vermittelt werden sollte, sondern der Gedanke dahinter steht, dass das Lernen leichter fällt, wenn eine Einsicht entsteht, wofür es gut ist, zu lernen. Dieser Gedanke wurde in den Situationsansatz hineingearbeitet, indem nach ¿kindlichen Schlüsselproblemen, von denen kindliche Lern- und Bildungsprozesse ausgehen¿ gelernt wird. 2. Aus der Elterninitiative der Studentenbewegung gingen neue Formen einer Partizipation der Eltern am Kindergartenleben hervor. Unter dem Einfluss der Kinderladenbewegung und der Diskussion um die Zuordnung der Fünfjährigen zur Schule oder KiTa wurde durch den Ansatz ein eigenständiges sozialpädagogisches Konzept für die KiTa entworfen. 3. Mit der Entschulungsdebatte sollte von dem negativen verschulten Verständnis der KiTa weggekommen werden. Es sollte ¿eine vom Fächerkanon unabhängige Lernform konzipiert, die Leben und Lernen integrieren will und dabei gerade die Chancen der altersgemischten Gruppe für lebensnahes Lernen aufgreift¿. 4. Als vierte Quelle ist die Tradition des Kindergartens zu nennen, da die Entwicklung des Situationsansatzes an diese und ältere Schulreformmodelle anknüpfte. Diese ist insofern wichtig, da das Konzept des Situationsansatzes den Erfahrungsschatz der Erzieherinnen, Diplomica Verlag<
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2005, ISBN: 9783836614375
Inhaltsangabe:Einleitung: Das deutsche Bildungssystem wird gegenwärtig von vielen Seiten kritisch hinterfragt. Ausgelöst wurde diese Bildungsdiskussion aufgrund internationaler Leistungsv… mais…
Inhaltsangabe:Einleitung: Das deutsche Bildungssystem wird gegenwärtig von vielen Seiten kritisch hinterfragt. Ausgelöst wurde diese Bildungsdiskussion aufgrund internationaler Leistungsvergleiche, die darauf hinweisen, dass die Schulen in Deutschland ihrer Bildungsaufgabe nicht genügend nachkommen. ¿Deutschland, das Land der Denker und Dichter, ist abgehängt¿, heißt es in einem Artikel der Zeitschrift ¿Der Spiegel¿. Diese Erkenntnis löst weitverbreitetes Unbehagen aus und schnell wird auch der Vorschulbereich zur Diskussion gestellt. Fragen wie: ¿Wird der Bildungs- und Lernaspekt in der Elementarpädagogik vernachlässigt ¿ ¿Unterschätzen wir die Leistungen von Kindern ¿ ¿Bilden wir im europäischen Vergleich mal wieder das Schlusslicht ¿ stehen dabei im Mittelpunkt. Die Forderung, bereits im Elementarbereich frühe Bildungsprozesse zu initiieren, um Kinder auf das lebenslange Lernen vorzubereiten, wird derzeit von vielen Seiten kontrovers diskutiert. Dabei ist die geführte Diskussion um Bildung im Elementarbereich nicht neu. Klassiker der Pädagogik wie unter anderem Comenius (1592 ¿ 1670), Pestalozzi (1746 ¿ 1827) und Fröbel (1782 ¿ 1852) haben die Bedeutung der frühkindlichen Bildung hervorgehoben. Maria Montessori hat im 20. Jahrhundert nachhaltig auf die Bedeutung frühen Lernens und die Stärkung kindlicher Bildung hingewiesen. Die Bildungsreform der 70er Jahre im 20. Jahrhundert hob die Bedeutung der frühen Kindheit - insbesondere der Altersstufe von 3-6 Jahren - als Teil des Bildungswesens hervor und forderte eine stärkere Betonung des Bildungsauftrags des Kindergartens. Dies war auch die Zeit, in der der Situationsansatz und Curricula als Orientierungshilfe für die Kindergärten entwickelt wurden. Der Situationsansatz ist neben weiteren Ansätzen auch heute noch stark in den Kindergärten vertreten und prägt das pädagogische Handeln der Erzieherinnen. Seit Mitte der neunziger Jahre wird die Diskussion um frühkindliche Bildungsprozesse erneut geführt. Laewen spricht von zwei Diskussionsströmungen. Die eine Debatte ¿ eine zumeist von Pädagogen geführte Diskussion - erfährt weniger Beachtung, wohingegen die von Politik und Interessensverbänden geführte Debatte eine starke Medienresonanz erhält. Zwei Studien, die die Bildungsdiskussion angeregt haben, sind die Delphie- und die PISAStudie. In der Veröffentlichung der beiden Delphie-Befragungen (1998) werden mit Unterstützung von 1000 Fachleuten aus Wirtschaft, Kultur und Politik Erwartungen an Wissen und Bildung in den nächsten 25 Jahren formuliert. Die Experten heben in dem Bericht die besondere Bedeutung der Erziehung und Bildung im Elementarbereich hervor. Lebenslanges Lernen in Form von Wissenserwerb geht als eine zentrale Forderung aus der Studie hervor. Die Veröffentlichung der PISA-Studie (Programs for International Student Assesment) hat wohl in schon lange nicht mehr gekanntem Ausmaß Bildung in die gesellschaftliche Diskussion eingebracht. Durch diese Studie wurde deutlich, dass in Deutschland die Herkunft der Familie eine große Rolle spielt in Bezug darauf, welche Bildung sich ein Kind aneignet. ¿Dabei stellt das kulturelle und soziale Kapital, das Kinder sowohl in als auch von ihren Herkunftsfamilien vermittelt bekommen und sich aneignen, einen wichtigen Einflussfaktor dar, und zwar nicht nur auf Bildungsprozesse in der frühen Kindheit, sondern auch im gesamten Lebenslauf¿. Ähnlich sieht dies auch Wolfgang Tietze von der Humboldt Universität Berlin, der die pädagogische Qualität in Kindertageseinrichtungen untersucht und dargestellt hat, welchen Einfluss diese auf die Kompetenzentwicklung von Kindern haben kann. Er stellt dar, dass die Chance für einen guten Schulabschluss der Kinder einerseits von ihrer Herkunftsfamilie und andererseits entscheidend von der Qualität der KiTa abhängt. Was genau eine gute und eine schlechte KiTa sei, geht aus dem Bericht nicht hervor, jedoch wird die Wichtigkeit der pädagogischen Arbeit der Erzieherinnen deutlich hervorgehoben. Der 2005 veröffentlichte 12. Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung widmet sich dem Thema Bildung, Betreuung und Erziehung vor und neben der Schule. Frühkindliche Bildungsprozesse nehmen in dem Bericht einen großen Stellenwert ein. Diese Befunde bestärken die in der Fachliteratur schon seit längerem diskutierten Vorschläge zur Erneuerung der KiTa und deren pädagogischer Konzepte. ¿Mehr Bildungsarbeit in den KiTa¿ lautet der momentane Tenor. Dabei wird oft vergessen, dass Kinder keine Nürnberger Trichter sind, denen Bildung einfach ¿eingetrichtert¿ werden kann. Die Bildungsdebatte wird nicht nur von Pädagogen geführt. Unterschiedliche Professionen wie Psychologen, Neurologen aber auch Politiker und Vertreter der Wirtschaft, die ihre Argumentationslinien vertreten, befassen sich mit diesem Thema. Es ist daher gerade aus erziehungswissenschaftlicher Sichtweise wichtig darauf zu achten, in dieser Diskussion nicht zum Spielball von Interessensvertretern zu werden, sondern die pädagogische Sichtweise in dieser Diskussion zu vertreten. Der Fokus dieser Arbeit ist darauf angelegt, pädagogische Konzepte zum Untersuchungsgegenstand zu nehmen. Es soll geklärt werden, welche Möglichkeiten und Rahmenbedingungen die untersuchten Ansätze bieten, Bildungsprozesse bei Kindern anzuregen. Gang der Untersuchung: Die vorliegende Arbeit ist in fünf Teile gegliedert. Um dem unter Kapitel zwei im ersten Teil der Arbeit benannten Erkenntnisinteresse gerecht zu werden, wird eine Untersuchung in Form einer vergleichenden Literaturanalyse unter Berücksichtigung fachlicher Stellungnahmen und empirischer Forschungsergebnisse vorgenommen. In Teil zwei der Arbeit wird die Möglichkeit der Anregung von Bildungsprozessen dargestellt. Hierzu wird zunächst eine detaillierte Ausdifferenzierung der Begrifflichkeiten Bildung, Erziehung und Lernen dargelegt. Die Theorien Piagets und Wygotsky geben die Sichtweise aus der Entwicklungspsychologie wieder, die im Anschluss daran durch aktuelle Befunde der Hirnforschung erweitert werden. Der dritte Teil dieser Arbeit ¿Ansätze zur Anregung von Bildungsprozessen¿ baut auf das erarbeitete Wissen von Teil eins und zwei auf. Mittels drei verschiedener Ansätze werden Möglichkeiten zur Anregung von Bildungsprozessen in KiTa untersucht. Die Besonderheit jedes Ansatzes wird hierbei herausgearbeitet. In Teil vier wird eine qualitative Befragung in zwei Tübinger KiTa vorgestellt und interpretiert. Diese dient zur Erlangung der Sichtweise der Praxis. Es werden zwei Befragungen in zwei Tübinger KiTa mittels eines teilstrukturierten Interviews durchgeführt. Dem fünften Teil folgt eine Reflexion. Dieser letzte Teil dieser Arbeit fasst die dargestellten Theorien und die dazu gewonnenen Praxiseinblicke noch einmal zusammen und beurteilt diese kritisch. Ein Ausblick in die Zukunft schließt diese Arbeit ab.Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: Teil 1 Einführung in die Arbeit: Einleitende Worte, Struktur der Arbeit und Begriffliche Vergewisserungen4 1.Einleitung4 2.Leitfragen der Arbeit6 3.Vorgehensweise7 Teil 2 Anregung von Bildungsprozessen aus unterschiedlichen Blickwinkeln9 1.Abgrenzung Erziehung und Bildung9 1.1Der Begriff Bildung im Elementarbereich9 1.2Der Begriff Erziehung im Elementarbereich13 1.3Bewertung der Begriffe Erziehung und Bildung und Benennung des Untersuchungsrahmens15 2.Bildungsprozesse aus entwicklungspsychologischer Perspektive17 2.1Piaget (sozial-) konstruktivistische Ausprägung17 2.2Wygotskis soziokultureller Ansatz19 2.3Konsequenzen aus den Theorien Piagets und Wygotski22 3.Neurobiologische Erkenntnisse zur Anregung von Bildungsprozessen22 3.1Neuere Erkenntnisse aus der Hirnforschung23 3.2Konsequenzen für die Erziehung25 4.Zusammenfassung und weiteres Vorgehen26 4.1Zusammenfassung26 4.2Weiteres Vorgehen27 Teil 3: Untersuchung ausgewählter Ansätze zur Anregung von Bildungsprozessen28 1.Geschichtliche Annäherung28 1.1Entwicklungen in der Vorschulpädagogik in den 50er - 70er Jahren28 1.2Der Strukturplan des Deutschen Bildungsrates und die Eingliederung des Kindergartens in das Bildungssystem29 2.Der Situationsansatz32 2.1Curriculum ¿Soziales Lernen`32 2.1.1Didaktische Einheiten33 2.1.2Das Projekt ¿Kindersituationen¿34 2.2Erziehungsziele des Curriculum ¿Soziales Lernen`35 2.3Der Bildungsanspruch36 2.4Das Menschenbild38 2.5Die Rolle der Erzieherin39 2.6Didaktisches Vorgehen im Situationsansatz40 2.6.1Der Bezug zu den Lebenssituationen der Kinder40 2.6.2Klärung des Situationsbegriffs und Schlüsselsituationen40 2.6.3Ablauf eines Projekts42 2.7Raumgestaltung, Ausstattung und Nutzung42 2.8Kritik und Würdigung43 3.Die Pädagogik aus Reggio Emilia45 3.1Die Entstehung der Reggio-Pädagogik46 3.2Das Menschenbild47 3.2.1Kinder sind eifrige Forscher47 3.2.2Kinder haben 100 Sprachen48 3.3Lernen als subjektiver, kreativer Akt49 3.4Die Rolle der Erzieherin50 3.5Pädagogisches und methodisches Handeln52 3.5.1Beobachten und Begleiten52 3.5.2Die Dokumentation53 3.5.3Projekte in der Reggio Pädagogik oder das Lernen lernen54 3.6Der Raum als dritter Erzieher56 3.7Zusammenfassung oder was aus Reggio gelernt werden kann58 4.Der Bildungsansatz von INFANS59 4.1Laewen und das Institut INFANS59 4.2Das Projekt ¿Bildungsauftrag in Kindertageseinrichtungen¿60 4.3Das Bild des Kindes - ein konstruierendes Kind61 4.4Erwachsene als Ko-Konstrukteure von Bildungsprozessen63 4.5Methodisches und didaktisches Vorgehen64 4.5.1Beobachten und Dokumentieren von Bildungsprozessen64 4.5.2Themen zumuten und beantworten66 4.6Die Gestaltung der Räume68 4.7Zusammenfassung70 5.Kritik und Vergleich der aufgezeigten Ansätze71 5.1Entstehung und Organisation71 5.2Anthropologie des Kindes72 5.3Didaktisches Vorgehen73 5.4Raum und Material76 Teil 4: Qualitative Befragung in zwei Kindergärten in Tübingen77 1.Anlage der Untersuchung77 1.1Gegenstand und Ziel der Untersuchung77 1.2Die Befragung als Methode der Erhebung78 1.3Forschungsfragen als Grundlage der Datenerhebung79 1.4Datenerhebung mittels Interviewleitfaden79 2.Auswahl und Interpretation80 2.1Auswahl der Interviewpartner80 2.2Darstellung des Interviews mit E181 2.3Darstellung des Interviews mit E284 2.4Interpretation und Theorie/Praxis Vergleich88 Teil 5 Zusammenfassung und Ausblick91 1.Zusammenfassung91 2.Ausblick92 Literatur- und Quellenverzeichnis95Textprobe:Textprobe: Kapitel 2., Der Situationsansatz: Der Situationsansatz hat sich seit seiner Verbreitung in den 70er Jahren in der deutschen Frühpädagogik als pädagogisches Konzept weitgehend durchgesetzt und stellt das methodische Verfahren dar, das auf die eine oder andere Weise in vielen Einrichtungen praktiziert wird. So gehört er ¿seit Beginn der 70er Jahre zu den am weitesten vertretenen und am meisten diskutierten Bildungskonzepten für die Erziehung und Bildung von Kindern im Alter von weniger als sechs Jahren in (West-) Deutschland¿. Arbeiten nach dem Situationsansatz kann grob durch forschendes und entdeckendes Lernen anhand realer Problemstellungen in realen Situationen gekennzeichnet werden. Es liegen zahlreiche Publikationen vor, die diesen Ansatz seit seiner Entstehung in den letzten drei Jahrzehnten beschreiben, weiterentwickeln und kritisieren, sodass eine Berücksichtigung der gesamten Literatur für diese Arbeit nicht sinnvoll und zielführend ist. Einer der bekanntesten und umfangreichsten Beschreibungen zu diesem Ansatz ist das vom DJI beschriebene Curriculum ¿Soziales Lernen¿. Curriculum ¿Soziales Lernen¿: Die Wurzeln des Situationsansatzes sind in der Bildungsreform der 70er Jahre zu finden. Das Curriculum ¿Soziales Lernen¿ ist vom DJI unter Leitung von Jürgen Zimmer, der auch heute noch prominentester Vertreter ist, entwickelt worden. Es werden vier wichtige Quellen genannt, aus denen die Ideen zum Situationsansatz stammen. Diese Quellen sind: 1. Curriculumtheorie, bei der zwei Namen zu nennen sind, die diesen Ansatz mit ihren Ideen geprägt haben. Der erste Pate Saul Benjamin Robinsohn, ist als Begründer der Curriculumtheorie hervorgegangen. Robinsohn forderte Ende der sechziger Jahre, dass die Lerninhalte aller Stufen des Bildungswesens intensiver auf die gesellschaftliche Praxis bezogen werden sollten. Bildung ist nach Robinsohn ¿Ausstattung zum richtigen und wirksamen Verhalten in der Welt¿. In der Erziehung soll die ¿Ausstattung zur Bewältigung von Lebenssituationen geleistet¿ werden. Die Aufgabe der Curriculumentwicklung bezeichnet Robinsohn als das Auffinden und Anwenden von Methoden, ¿durch welche diese Situationen und die in ihnen geforderten Funktionen, die zu deren Bewältigung notwendigen Qualifikationen und die Bildungsinhalte und Gegenstände, durch welche diese Qualifizierung bewirkt werden soll, in optimaler Objektivierung identifiziert werden können¿. Zu dem zweiten Paten gehört Paulo Freire, den Zimmer als den wohl wichtigsten Pädagogen dieses Jahrhunderts bezeichnet und welcher sich als Anwalt für die Armen einsetzte und eine weltweite Wirkung hinterließ. ¿Lernen orientiert sich an den Schlüsselsituationen Entrechteter, zielt auf sozio-politische Bewusstwerdung. Ein Lehrer ist auch Schüler und ein Schüler ist auch Lehrer. Der Dialog ersetzt die Dressur¿. Dies ging durch Alphabetisierungskampagnen in dritten Welt-Ländern hervor, wonach Lesen und Schreiben einer Bevölkerungsgruppe nicht schrittweise vermittelt werden sollte, sondern der Gedanke dahinter steht, dass das Lernen leichter fällt, wenn eine Einsicht entsteht, wofür es gut ist, zu lernen. Dieser Gedanke wurde in den Situationsansatz hineingearbeitet, indem nach ¿kindlichen Schlüsselproblemen, von denen kindliche Lern- und Bildungsprozesse ausgehen¿ gelernt wird. 2. Aus der Elterninitiative der Studentenbewegung gingen neue Formen einer Partizipation der Eltern am Kindergartenleben hervor. Unter dem Einfluss der Kinderladenbewegung und der Diskussion um die Zuordnung der Fünfjährigen zur Schule oder KiTa wurde durch den Ansatz ein eigenständiges sozialpädagogisches Konzept für die KiTa entworfen. 3. Mit der Entschulungsdebatte sollte von dem negativen verschulten Verständnis der KiTa weggekommen werden. Es sollte ¿eine vom Fächerkanon unabhängige Lernform konzipiert, die Leben und Lernen integrieren will und dabei gerade die Chancen der altersgemischten Gruppe für lebensnahes Lernen aufgreift¿. 4. Als vierte Quelle ist die Tradition des Kindergartens zu nennen, da die Entwicklung des Situationsansatzes an diese und ältere Schulreformmodelle anknüpfte. Diese ist insofern wichtig, da das Konzept des Situationsansatzes den Erfahrungsschatz de, Diplomica Verlag<
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Ausgewählte Ansätze zur Anregung von Bildungsprozessen in Kindertageseinrichtungen - nuovo livro
2005, ISBN: 9783836614375
Inhaltsangabe:Einleitung: Das deutsche Bildungssystem wird gegenwärtig von vielen Seiten kritisch hinterfragt. Ausgelöst wurde diese Bildungsdiskussion aufgrund internationaler Leistungsv… mais…
Inhaltsangabe:Einleitung: Das deutsche Bildungssystem wird gegenwärtig von vielen Seiten kritisch hinterfragt. Ausgelöst wurde diese Bildungsdiskussion aufgrund internationaler Leistungsvergleiche, die darauf hinweisen, dass die Schulen in Deutschland ihrer Bildungsaufgabe nicht genügend nachkommen. ¿Deutschland, das Land der Denker und Dichter, ist abgehängt¿, heißt es in einem Artikel der Zeitschrift ¿Der Spiegel¿. Diese Erkenntnis löst weitverbreitetes Unbehagen aus und schnell wird auch der Vorschulbereich zur Diskussion gestellt. Fragen wie: ¿Wird der Bildungs- und Lernaspekt in der Elementarpädagogik vernachlässigt ¿ ¿Unterschätzen wir die Leistungen von Kindern ¿ ¿Bilden wir im europäischen Vergleich mal wieder das Schlusslicht ¿ stehen dabei im Mittelpunkt. Die Forderung, bereits im Elementarbereich frühe Bildungsprozesse zu initiieren, um Kinder auf das lebenslange Lernen vorzubereiten, wird derzeit von vielen Seiten kontrovers diskutiert. Dabei ist die geführte Diskussion um Bildung im Elementarbereich nicht neu. Klassiker der Pädagogik wie unter anderem Comenius (1592 ¿ 1670), Pestalozzi (1746 ¿ 1827) und Fröbel (1782 ¿ 1852) haben die Bedeutung der frühkindlichen Bildung hervorgehoben. Maria Montessori hat im 20. Jahrhundert nachhaltig auf die Bedeutung frühen Lernens und die Stärkung kindlicher Bildung hingewiesen. Die Bildungsreform der 70er Jahre im 20. Jahrhundert hob die Bedeutung der frühen Kindheit - insbesondere der Altersstufe von 3-6 Jahren - als Teil des Bildungswesens hervor und forderte eine stärkere Betonung des Bildungsauftrags des Kindergartens. Dies war auch die Zeit, in der der Situationsansatz und Curricula als Orientierungshilfe für die Kindergärten entwickelt wurden. Der Situationsansatz ist neben weiteren Ansätzen auch heute noch stark in den Kindergärten vertreten und prägt das pädagogische Handeln der Erzieherinnen. Seit Mitte der neunziger Jahre wird die Diskussion um frühkindliche Bildungsprozesse erneut geführt. Laewen spricht von zwei Diskussionsströmungen. Die eine Debatte ¿ eine zumeist von Pädagogen geführte Diskussion - erfährt weniger Beachtung, wohingegen die von Politik und Interessensverbänden geführte Debatte eine starke Medienresonanz erhält. Zwei Studien, die die Bildungsdiskussion angeregt haben, sind die Delphie- und die PISAStudie. In der Veröffentlichung der beiden Delphie-Befragungen (1998) werden mit Unterstützung von 1000 Fachleuten aus Wirtschaft, Kultur und Politik Erwartungen an Wissen und Bildung in den nächsten 25 Jahren formuliert. Die Experten heben in dem Bericht die besondere Bedeutung der Erziehung und Bildung im Elementarbereich hervor. Lebenslanges Lernen in Form von Wissenserwerb geht als eine zentrale Forderung aus der Studie hervor. Die Veröffentlichung der PISA-Studie (Programs for International Student Assesment) hat wohl in schon lange nicht mehr gekanntem Ausmaß Bildung in die gesellschaftliche Diskussion eingebracht. Durch diese Studie wurde deutlich, dass in Deutschland die Herkunft der Familie eine große Rolle spielt in Bezug darauf, welche Bildung sich ein Kind aneignet. ¿Dabei stellt das kulturelle und soziale Kapital, das Kinder sowohl in als auch von ihren Herkunftsfamilien vermittelt bekommen und sich aneignen, einen wichtigen Einflussfaktor dar, und zwar nicht nur auf Bildungsprozesse in der frühen Kindheit, sondern auch im gesamten Lebenslauf¿. Ähnlich sieht dies auch Wolfgang Tietze von der Humboldt Universität Berlin, der die pädagogische Qualität in Kindertageseinrichtungen untersucht und dargestellt hat, welchen Einfluss diese auf die Kompetenzentwicklung von Kindern haben kann. Er stellt dar, dass die Chance für einen guten Schulabschluss der Kinder einerseits von ihrer Herkunftsfamilie und andererseits entscheidend von der Qualität der KiTa abhängt. Was genau eine gute und eine schlechte KiTa sei, geht aus dem Bericht nicht hervor, jedoch wird die Wichtigkeit der pädagogischen Arbeit der Erzieherinnen deutlich hervorgehoben. Der 2005 veröffentlichte 12. Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung widmet sich dem Thema Bildung, Betreuung und Erziehung vor und neben der Schule. Frühkindliche Bildungsprozesse nehmen in dem Bericht einen großen Stellenwert ein. Diese Befunde bestärken die in der Fachliteratur schon seit längerem diskutierten Vorschläge zur Erneuerung der KiTa und deren pädagogischer Konzepte. ¿Mehr Bildungsarbeit in den KiTa¿ lautet der momentane Tenor. Dabei wird oft vergessen, dass Kinder keine Nürnberger Trichter sind, denen Bildung einfach ¿eingetrichtert¿ werden kann. Die Bildungsdebatte wird nicht nur von Pädagogen geführt. Unterschiedliche Professionen wie Psychologen, Neurologen aber auch Politiker und Vertreter der Wirtschaft, die ihre Argumentationslinien vertreten, befassen sich mit diesem Thema. Es ist daher gerade aus erziehungswissenschaftlicher Sichtweise wichtig darauf zu achten, in dieser Diskussion nicht zum Spielball von Interessensvertretern zu werden, sondern die pädagogische Sichtweise in dieser Diskussion zu vertreten. Der Fokus dieser Arbeit ist darauf angelegt, pädagogische Konzepte zum Untersuchungsgegenstand zu nehmen. Es soll geklärt werden, welche Möglichkeiten und Rahmenbedingungen die untersuchten Ansätze bieten, Bildungsprozesse bei Kindern anzuregen. Gang der Untersuchung: Die vorliegende Arbeit ist in fünf Teile gegliedert. Um dem unter Kapitel zwei im ersten Teil der Arbeit benannten Erkenntnisinteresse gerecht zu werden, wird eine Untersuchung in Form einer vergleichenden Literaturanalyse unter Berücksichtigung fachlicher Stellungnahmen und empirischer Forschungsergebnisse vorgenommen. In Teil zwei der Arbeit wird die Möglichkeit der Anregung von Bildungsprozessen dargestellt. Hierzu wird zunächst eine detaillierte Ausdifferenzierung der Begrifflichkeiten Bildung, Erziehung und Lernen dargelegt. Die Theorien Piagets und Wygotsky geben die Sichtweise aus der Entwicklungspsychologie wieder, die im Anschluss daran durch aktuelle Befunde der Hirnforschung erweitert werden. Der dritte Teil dieser Arbeit ¿Ansätze zur Anregung von Bildungsprozessen¿ baut auf das erarbeitete Wissen von Teil eins und zwei auf. Mittels drei verschiedener Ansätze werden Möglichkeiten zur Anregung von Bildungsprozessen in KiTa untersucht. Die Besonderheit jedes Ansatzes wird hierbei herausgearbeitet. In Teil vier wird eine qualitative Befragung in zwei Tübinger KiTa vorgestellt und interpretiert. Diese dient zur Erlangung der Sichtweise der Praxis. Es werden zwei Befragungen in zwei Tübinger KiTa mittels eines teilstrukturierten Interviews durchgeführt. Dem fünften Teil folgt eine Reflexion. Dieser letzte Teil dieser Arbeit fasst die dargestellten Theorien und die dazu gewonnenen Praxiseinblicke noch einmal zusammen und beurteilt diese kritisch. Ein Ausblick in die Zukunft schließt diese Arbeit ab.Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: Teil 1 Einführung in die Arbeit: Einleitende Worte, Struktur der Arbeit und Begriffliche Vergewisserungen4 1.Einleitung4 2.Leitfragen der Arbeit6 3.Vorgehensweise7 Teil 2 Anregung von Bildungsprozessen aus unterschiedlichen Blickwinkeln9 1.Abgrenzung Erziehung und Bildung9 1.1Der Begriff Bildung im Elementarbereich9 1.2Der Begriff Erziehung im Elementarbereich13 1.3Bewertung der Begriffe Erziehung und Bildung und Benennung des Untersuchungsrahmens15 2.Bildungsprozesse aus entwicklungspsychologischer Perspektive17 2.1Piaget (sozial-) konstruktivistische Ausprägung17 2.2Wygotskis soziokultureller Ansatz19 2.3Konsequenzen aus den Theorien Piagets und Wygotski22 3.Neurobiologische Erkenntnisse zur Anregung von Bildungsprozessen22 3.1Neuere Erkenntnisse aus der Hirnforschung23 3.2Konsequenzen für die Erziehung25 4.Zusammenfassung und weiteres Vorgehen26 4.1Zusammenfassung26 4.2Weiteres Vorgehen27 Teil 3: Untersuchung ausgewählter Ansätze zur Anregung von Bildungsprozessen28 1.Geschichtliche Annäherung28 1.1Entwicklungen in der Vorschulpädagogik in den 50er - 70er Jahren28 1.2Der Strukturplan des Deutschen Bildungsrates und die Eingliederung des Kindergartens in das Bildungssystem29 2.Der Situationsansatz32 2.1Curriculum ¿Soziales Lernen`32 2.1.1Didaktische Einheiten33 2.1.2Das Projekt ¿Kindersituationen¿34 2.2Erziehungsziele des Curriculum ¿Soziales Lernen`35 2.3Der Bildungsanspruch36 2.4Das Menschenbild38 2.5Die Rolle der Erzieherin39 2.6Didaktisches Vorgehen im Situationsansatz40 2.6.1Der Bezug zu den Lebenssituationen der Kinder40 2.6.2Klärung des Situationsbegriffs und Schlüsselsituationen40 2.6.3Ablauf eines Projekts42 2.7Raumgestaltung, Ausstattung und Nutzung42 2.8Kritik und Würdigung43 3.Die Pädagogik aus Reggio Emilia45 3.1Die Entstehung der Reggio-Pädagogik46 3.2Das Menschenbild47 3.2.1Kinder sind eifrige Forscher47 3.2.2Kinder haben 100 Sprachen48 3.3Lernen als subjektiver, kreativer Akt49 3.4Die Rolle der Erzieherin50 3.5Pädagogisches und methodisches Handeln52 3.5.1Beobachten und Begleiten52 3.5.2Die Dokumentation53 3.5.3Projekte in der Reggio Pädagogik oder das Lernen lernen54 3.6Der Raum als dritter Erzieher56 3.7Zusammenfassung oder was aus Reggio gelernt werden kann58 4.Der Bildungsansatz von INFANS59 4.1Laewen und das Institut INFANS59 4.2Das Projekt ¿Bildungsauftrag in Kindertageseinrichtungen¿60 4.3Das Bild des Kindes - ein konstruierendes Kind61 4.4Erwachsene als Ko-Konstrukteure von Bildungsprozessen63 4.5Methodisches und didaktisches Vorgehen64 4.5.1Beobachten und Dokumentieren von Bildungsprozessen64 4.5.2Themen zumuten und beantworten66 4.6Die Gestaltung der Räume68 4.7Zusammenfassung70 5.Kritik und Vergleich der aufgezeigten Ansätze71 5.1Entstehung und Organisation71 5.2Anthropologie des Kindes72 5.3Didaktisches Vorgehen73 5.4Raum und Material76 Teil 4: Qualitative Befragung in zwei Kindergärten in Tübingen77 1.Anlage der Untersuchung77 1.1Gegenstand und Ziel der Untersuchung77 1.2Die Befragung als Methode der Erhebung78 1.3Forschungsfragen als Grundlage der Datenerhebung79 1.4Datenerhebung mittels Interviewleitfaden79 2.Auswahl und Interpretation80 2.1Auswahl der Interviewpartner80 2.2Darstellung des Interviews mit E181 2.3Darstellung des Interviews mit E284 2.4Interpretation und Theorie/Praxis Vergleich88 Teil 5 Zusammenfassung und Ausblick91 1.Zusammenfassung91 2.Ausblick92 Literatur- und Quellenverzeichnis95Textprobe:Textprobe: Kapitel 2., Der Situationsansatz: Der Situationsansatz hat sich seit seiner Verbreitung in den 70er Jahren in der deutschen Frühpädagogik als pädagogisches Konzept weitgehend durchgesetzt und stellt das methodische Verfahren dar, das auf die eine oder andere Weise in vielen Einrichtungen praktiziert wird. So gehört er ¿seit Beginn der 70er Jahre zu den am weitesten vertretenen und am meisten diskutierten Bildungskonzepten für die Erziehung und Bildung von Kindern im Alter von weniger als sechs Jahren in (West-) Deutschland¿. Arbeiten nach dem Situationsansatz kann grob durch forschendes und entdeckendes Lernen anhand realer Problemstellungen in realen Situationen gekennzeichnet werden. Es liegen zahlreiche Publikationen vor, die diesen Ansatz seit seiner Entstehung in den letzten drei Jahrzehnten beschreiben, weiterentwickeln und kritisieren, sodass eine Berücksichtigung der gesamten Literatur für diese Arbeit nicht sinnvoll und zielführend ist. Einer der bekanntesten und umfangreichsten Beschreibungen zu diesem Ansatz ist das vom DJI beschriebene Curriculum ¿Soziales Lernen¿. Curriculum ¿Soziales Lernen¿: Die Wurzeln des Situationsansatzes sind in der Bildungsreform der 70er Jahre zu finden. Das Curriculum ¿Soziales Lernen¿ ist vom DJI unter Leitung von Jürgen Zimmer, der auch heute noch prominentester Vertreter ist, entwickelt worden. Es werden vier wichtige Quellen genannt, aus denen die Ideen zum Situationsansatz stammen. Diese Quellen sind: 1. Curriculumtheorie, bei der zwei Namen zu nennen sind, die diesen Ansatz mit ihren Ideen geprägt haben. Der erste Pate Saul Benjamin Robinsohn, ist als Begründer der Curriculumtheorie hervorgegangen. Robinsohn forderte Ende der sechziger Jahre, dass die Lerninhalte aller Stufen des Bildungswesens intensiver auf die gesellschaftliche Praxis bezogen werden sollten. Bildung ist nach Robinsohn ¿Ausstattung zum richtigen und wirksamen Verhalten in der Welt¿. In der Erziehung soll die ¿Ausstattung zur Bewältigung von Lebenssituationen geleistet¿ werden. Die Aufgabe der Curriculumentwicklung bezeichnet Robinsohn als das Auffinden und Anwenden von Methoden, ¿durch welche diese Situationen und die in ihnen geforderten Funktionen, die zu deren Bewältigung notwendigen Qualifikationen und die Bildungsinhalte und Gegenstände, durch welche diese Qualifizierung bewirkt werden soll, in optimaler Objektivierung identifiziert werden können¿. Zu dem zweiten Paten gehört Paulo Freire, den Zimmer als den wohl wichtigsten Pädagogen dieses Jahrhunderts bezeichnet und welcher sich als Anwalt für die Armen einsetzte und eine weltweite Wirkung hinterließ. ¿Lernen orientiert sich an den Schlüsselsituationen Entrechteter, zielt auf sozio-politische Bewusstwerdung. Ein Lehrer ist auch Schüler und ein Schüler ist auch Lehrer. Der Dialog ersetzt die Dressur¿. Dies ging durch Alphabetisierungskampagnen in dritten Welt-Ländern hervor, wonach Lesen und Schreiben einer Bevölkerungsgruppe nicht schrittweise vermittelt werden sollte, sondern der Gedanke dahinter steht, dass das Lernen leichter fällt, wenn eine Einsicht entsteht, wofür es gut ist, zu lernen. Dieser Gedanke wurde in den Situationsansatz hineingearbeitet, indem nach ¿kindlichen Schlüsselproblemen, von denen kindliche Lern- und Bildungsprozesse ausgehen¿ gelernt wird. 2. Aus der Elterninitiative der Studentenbewegung gingen neue Formen einer Partizipation der Eltern am Kindergartenleben hervor. Unter dem Einfluss der Kinderladenbewegung und der Diskussion um die Zuordnung der Fünfjährigen zur Schule oder KiTa wurde durch den Ansatz ein eigenständiges sozialpädagogisches Konzept für die KiTa entworfen. 3. Mit der Entschulungsdebatte sollte von dem negativen verschulten Verständnis der KiTa weggekommen werden. Es sollte ¿eine vom Fächerkanon unabhängige Lernform konzipiert, die Leben und Lernen integrieren will und dabei gerade die Chancen der altersgemischten Gruppe für lebensnahes Lernen aufgreift¿. 4. Als vierte Quelle ist die Tradition des Kindergartens zu nennen, da die Entwicklung des Situationsansatzes an diese und ältere Schulreformmodelle anknüpfte. Diese ist insofern wichtig, da das Konzept des, Diplomica Verlag<
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Ausgewählte Ansätze zur Anregung von Bildungsprozessen in Kindertageseinrichtungen - nuovo livro
2005, ISBN: 9783836614375
Inhaltsangabe:Einleitung: Das deutsche Bildungssystem wird gegenwärtig von vielen Seiten kritisch hinterfragt. Ausgelöst wurde diese Bildungsdiskussion aufgrund internationaler Leistung… mais…
Inhaltsangabe:Einleitung: Das deutsche Bildungssystem wird gegenwärtig von vielen Seiten kritisch hinterfragt. Ausgelöst wurde diese Bildungsdiskussion aufgrund internationaler Leistungsvergleiche, die darauf hinweisen, dass die Schulen in Deutschland ihrer Bildungsaufgabe nicht genügend nachkommen. ¿Deutschland, das Land der Denker und Dichter, ist abgehängt¿, heißt es in einem Artikel der Zeitschrift ¿Der Spiegel¿. Diese Erkenntnis löst weitverbreitetes Unbehagen aus und schnell wird auch der Vorschulbereich zur Diskussion gestellt. Fragen wie: ¿Wird der Bildungs- und Lernaspekt in der Elementarpädagogik vernachlässigt ¿ ¿Unterschätzen wir die Leistungen von Kindern ¿ ¿Bilden wir im europäischen Vergleich mal wieder das Schlusslicht ¿ stehen dabei im Mittelpunkt. Die Forderung, bereits im Elementarbereich frühe Bildungsprozesse zu initiieren, um Kinder auf das lebenslange Lernen vorzubereiten, wird derzeit von vielen Seiten kontrovers diskutiert. Dabei ist die geführte Diskussion um Bildung im Elementarbereich nicht neu. Klassiker der Pädagogik wie unter anderem Comenius (1592 ¿ 1670), Pestalozzi (1746 ¿ 1827) und Fröbel (1782 ¿ 1852) haben die Bedeutung der frühkindlichen Bildung hervorgehoben. Maria Montessori hat im 20. Jahrhundert nachhaltig auf die Bedeutung frühen Lernens und die Stärkung kindlicher Bildung hingewiesen. Die Bildungsreform der 70er Jahre im 20. Jahrhundert hob die Bedeutung der frühen Kindheit - insbesondere der Altersstufe von 3-6 Jahren - als Teil des Bildungswesens hervor und forderte eine stärkere Betonung des Bildungsauftrags des Kindergartens. Dies war auch die Zeit, in der der Situationsansatz und Curricula als Orientierungshilfe für die Kindergärten entwickelt wurden. Der Situationsansatz ist neben weiteren Ansätzen auch heute noch stark in den Kindergärten vertreten und prägt das pädagogische Handeln der Erzieherinnen. Seit Mitte der neunziger Jahre wird die Diskussion um frühkindliche Bildungsprozesse erneut geführt. Laewen spricht von zwei Diskussionsströmungen. Die eine Debatte ¿ eine zumeist von Pädagogen geführte Diskussion - erfährt weniger Beachtung, wohingegen die von Politik und Interessensverbänden geführte Debatte eine starke Medienresonanz erhält. Zwei Studien, die die Bildungsdiskussion angeregt haben, sind die Delphie- und die PISAStudie. In der Veröffentlichung der beiden Delphie-Befragungen (1998) werden mit Unterstützung von 1000 Fachleuten aus Wirtschaft, Kultur und Politik Erwartungen an Wissen und Bildung in den nächsten 25 Jahren formuliert. Die Experten heben in dem Bericht die besondere Bedeutung der Erziehung und Bildung im Elementarbereich hervor. Lebenslanges Lernen in Form von Wissenserwerb geht als eine zentrale Forderung aus der Studie hervor. Die Veröffentlichung der PISA-Studie (Programs for International Student Assesment) hat wohl in schon lange nicht mehr gekanntem Ausmaß Bildung in die gesellschaftliche Diskussion eingebracht. Durch diese Studie wurde deutlich, dass in Deutschland die Herkunft der Familie eine große Rolle spielt in Bezug darauf, welche Bildung sich ein Kind aneignet. ¿Dabei stellt das kulturelle und soziale Kapital, das Kinder sowohl in als auch von ihren Herkunftsfamilien vermittelt bekommen und sich aneignen, einen wichtigen Einflussfaktor dar, und zwar nicht nur auf Bildungsprozesse in der frühen Kindheit, sondern auch im gesamten Lebenslauf¿. Ähnlich sieht dies auch Wolfgang Tietze von der Humboldt Universität Berlin, der die pädagogische Qualität in Kindertageseinrichtungen untersucht und dargestellt hat, welchen Einfluss diese auf die Kompetenzentwicklung von Kindern haben kann. Er stellt dar, dass die Chance für einen guten Schulabschluss der Kinder einerseits von ihrer Herkunftsfamilie und andererseits entscheidend von der Qualität der KiTa abhängt. Was genau eine gute und eine schlechte KiTa sei, geht aus dem Bericht nicht hervor, jedoch wird die Wichtigkeit der pädagogischen Arbeit der Erzieherinnen deutlich hervorgehoben. Der 2005 veröffentlichte 12. Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung widmet sich dem Thema Bildung, Betreuung und Erziehung vor und neben der Schule. Frühkindliche Bildungsprozesse nehmen in dem Bericht einen großen Stellenwert ein. Diese Befunde bestärken die in der Fachliteratur schon seit längerem diskutierten Vorschläge zur Erneuerung der KiTa und deren pädagogischer Konzepte. ¿Mehr Bildungsarbeit in den KiTa¿ lautet der momentane Tenor. Dabei wird oft vergessen, dass Kinder keine Nürnberger Trichter sind, denen Bildung einfach ¿eingetrichtert¿ werden kann. Die Bildungsdebatte wird nicht nur von Pädagogen geführt. Unterschiedliche Professionen wie Psychologen, Neurologen aber auch Politiker und Vertreter der Wirtschaft, die ihre Argumentationslinien vertreten, befassen sich mit diesem Thema. Es ist daher gerade aus erziehungswissenschaftlicher Sichtweise wichtig darauf zu achten, in dieser Diskussion nicht zum Spielball von Interessensvertretern zu werden, sondern die pädagogische Sichtweise in dieser Diskussion zu vertreten. Der Fokus dieser Arbeit ist darauf angelegt, pädagogische Konzepte zum Untersuchungsgegenstand zu nehmen. Es soll geklärt werden, welche Möglichkeiten und Rahmenbedingungen die untersuchten Ansätze bieten, Bildungsprozesse bei Kindern anzuregen. Gang der Untersuchung: Die vorliegende Arbeit ist in fünf Teile gegliedert. Um dem unter Kapitel zwei im ersten Teil der Arbeit benannten Erkenntnisinteresse gerecht zu werden, wird eine Untersuchung in Form einer vergleichenden Literaturanalyse unter Berücksichtigung fachlicher Stellungnahmen und empirischer Forschungsergebnisse vorgenommen. In Teil zwei der Arbeit wird die Möglichkeit der Anregung von Bildungsprozessen dargestellt. Hierzu wird zunächst eine detaillierte Ausdifferenzierung der Begrifflichkeiten Bildung, Erziehung und Lernen dargelegt. Die Theorien Piagets und Wygotsky geben die Sichtweise aus der Entwicklungspsychologie wieder, die im Anschluss daran durch aktuelle Befunde der Hirnforschung erweitert werden. Der dritte Teil dieser Arbeit ¿Ansätze zur Anregung von Bildungsprozessen¿ baut auf das erarbeitete Wissen von Teil eins und zwei auf. Mittels drei verschiedener Ansätze werden Möglichkeiten zur Anregung von Bildungsprozessen in KiTa untersucht. Die Besonderheit jedes Ansatzes wird hierbei herausgearbeitet. In Teil vier wird eine qualitative Befragung in zwei Tübinger KiTa vorgestellt und interpretiert. Diese dient zur Erlangung der Sichtweise der Praxis. Es werden zwei Befragungen in zwei Tübinger KiTa mittels eines teilstrukturierten Interviews durchgeführt. Dem fünften Teil folgt eine Reflexion. Dieser letzte Teil dieser Arbeit fasst die dargestellten Theorien und die dazu gewonnenen Praxiseinblicke noch einmal zusammen und beurteilt diese kritisch. Ein Ausblick in die Zukunft schließt diese Arbeit ab.Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: Teil 1 Einführung in die Arbeit: Einleitende Worte, Struktur der Arbeit und Begriffliche Vergewisserungen4 1.Einleitung4 2.Leitfragen der Arbeit6 3.Vorgehensweise7 Teil 2 Anregung von Bildungsprozessen aus unterschiedlichen Blickwinkeln9 1.Abgrenzung Erziehung und Bildung9 1.1Der Begriff Bildung im Elementarbereich9 1.2Der Begriff Erziehung im Elementarbereich13 1.3Bewertung der Begriffe Erziehung und Bildung und Benennung des Untersuchungsrahmens15 2.Bildungsprozesse aus entwicklungspsychologischer Perspektive17 2.1Piaget (sozial-) konstruktivistische Ausprägung17 2.2Wygotskis soziokultureller Ansatz19 2.3Konsequenzen aus den Theorien Piagets und Wygotski22 3.Neurobiologische Erkenntnisse zur Anregung von Bildungsprozessen22 3.1Neuere Erkenntnisse aus der Hirnforschung23 3.2Konsequenzen für die Erziehung25 4.Zusammenfassung und weiteres Vorgehen26 4.1Zusammenfassung26 4.2Weiteres Vorgehen27 Teil 3: Untersuchung ausgewählter Ansätze zur Anregung von Bildungsprozessen28 1.Geschichtliche Annäherung28 1.1Entwicklungen in der Vorschulpädagogik in den 50er - 70er Jahren28 1.2Der Strukturplan des Deutschen Bildungsrates und die Eingliederung des Kindergartens in das Bildungssystem29 2.Der Situationsansatz32 2.1Curriculum ¿Soziales Lernen`32 2.1.1Didaktische Einheiten33 2.1.2Das Projekt ¿Kindersituationen¿34 2.2Erziehungsziele des Curriculum ¿Soziales Lernen`35 2.3Der Bildungsanspruch36 2.4Das Menschenbild38 2.5Die Rolle der Erzieherin39 2.6Didaktisches Vorgehen im Situationsansatz40 2.6.1Der Bezug zu den Lebenssituationen der Kinder40 2.6.2Klärung des Situationsbegriffs und Schlüsselsituationen40 2.6.3Ablauf eines Projekts42 2.7Raumgestaltung, Ausstattung und Nutzung42 2.8Kritik und Würdigung43 3.Die Pädagogik aus Reggio Emilia45 3.1Die Entstehung der Reggio-Pädagogik46 3.2Das Menschenbild47 3.2.1Kinder sind eifrige Forscher47 3.2.2Kinder haben 100 Sprachen48 3.3Lernen als subjektiver, kreativer Akt49 3.4Die Rolle der Erzieherin50 3.5Pädagogisches und methodisches Handeln52 3.5.1Beobachten und Begleiten52 3.5.2Die Dokumentation53 3.5.3Projekte in der Reggio Pädagogik oder das Lernen lernen54 3.6Der Raum als dritter Erzieher56 3.7Zusammenfassung oder was aus Reggio gelernt werden kann58 4.Der Bildungsansatz von INFANS59 4.1Laewen und das Institut INFANS59 4.2Das Projekt ¿Bildungsauftrag in Kindertageseinrichtungen¿60 4.3Das Bild des Kindes - ein konstruierendes Kind61 4.4Erwachsene als Ko-Konstrukteure von Bildungsprozessen63 4.5Methodisches und didaktisches Vorgehen64 4.5.1Beobachten und Dokumentieren von Bildungsprozessen64 4.5.2Themen zumuten und beantworten66 4.6Die Gestaltung der Räume68 4.7Zusammenfassung70 5.Kritik und Vergleich der aufgezeigten Ansätze71 5.1Entstehung und Organisation71 5.2Anthropologie des Kindes72 5.3Didaktisches Vorgehen73 5.4Raum und Material76 Teil 4: Qualitative Befragung in zwei Kindergärten in Tübingen77 1.Anlage der Untersuchung77 1.1Gegenstand und Ziel der Untersuchung77 1.2Die Befragung als Methode der Erhebung78 1.3Forschungsfragen als Grundlage der Datenerhebung79 1.4Datenerhebung mittels Interviewleitfaden79 2.Auswahl und Interpretation80 2.1Auswahl der Interviewpartner80 2.2Darstellung des Interviews mit E181 2.3Darstellung des Interviews mit E284 2.4Interpretation und Theorie/Praxis Vergleich88 Teil 5 Zusammenfassung und Ausblick91 1.Zusammenfassung91 2.Ausblick92 Literatur- und Quellenverzeichnis95Textprobe:Textprobe: Kapitel 2., Der Situationsansatz: Der Situationsansatz hat sich seit seiner Verbreitung in den 70er Jahren in der deutschen Frühpädagogik als pädagogisches Konzept weitgehend durchgesetzt und stellt das methodische Verfahren dar, das auf die eine oder andere Weise in vielen Einrichtungen praktiziert wird. So gehört er ¿seit Beginn der 70er Jahre zu den am weitesten vertretenen und am meisten diskutierten Bildungskonzepten für die Erziehung und Bildung von Kindern im Alter von weniger als sechs Jahren in (West-) Deutschland¿. Arbeiten nach dem Situationsansatz kann grob durch forschendes und entdeckendes Lernen anhand realer Problemstellungen in realen Situationen gekennzeichnet werden. Es liegen zahlreiche Publikationen vor, die diesen Ansatz seit seiner Entstehung in den letzten drei Jahrzehnten beschreiben, weiterentwickeln und kritisieren, sodass eine Berücksichtigung der gesamten Literatur für diese Arbeit nicht sinnvoll und zielführend ist. Einer der bekanntesten und umfangreichsten Beschreibungen zu diesem Ansatz ist das vom DJI beschriebene Curriculum ¿Soziales Lernen¿. Curriculum ¿Soziales Lernen¿: Die Wurzeln des Situationsansatzes sind in der Bildungsreform der 70er Jahre zu finden. Das Curriculum ¿Soziales Lernen¿ ist vom DJI unter Leitung von Jürgen Zimmer, der auch heute noch prominentester Vertreter ist, entwickelt worden. Es werden vier wichtige Quellen genannt, aus denen die Ideen zum Situationsansatz stammen. Diese Quellen sind: 1. Curriculumtheorie, bei der zwei Namen zu nennen sind, die diesen Ansatz mit ihren Ideen geprägt haben. Der erste Pate Saul Benjamin Robinsohn, ist als Begründer der Curriculumtheorie hervorgegangen. Robinsohn forderte Ende der sechziger Jahre, dass die Lerninhalte aller Stufen des Bildungswesens intensiver auf die gesellschaftliche Praxis bezogen werden sollten. Bildung ist nach Robinsohn ¿Ausstattung zum richtigen und wirksamen Verhalten in der Welt¿. In der Erziehung soll die ¿Ausstattung zur Bewältigung von Lebenssituationen geleistet¿ werden. Die Aufgabe der Curriculumentwicklung bezeichnet Robinsohn als das Auffinden und Anwenden von Methoden, ¿durch welche diese Situationen und die in ihnen geforderten Funktionen, die zu deren Bewältigung notwendigen Qualifikationen und die Bildungsinhalte und Gegenstände, durch welche diese Qualifizierung bewirkt werden soll, in optimaler Objektivierung identifiziert werden können¿. Zu dem zweiten Paten gehört Paulo Freire, den Zimmer als den wohl wichtigsten Pädagogen dieses Jahrhunderts bezeichnet und welcher sich als Anwalt für die Armen einsetzte und eine weltweite Wirkung hinterließ. ¿Lernen orientiert sich an den Schlüsselsituationen Entrechteter, zielt auf sozio-politische Bewusstwerdung. Ein Lehrer ist auch Schüler und ein Schüler ist auch Lehrer. Der Dialog ersetzt die Dressur¿. Dies ging durch Alphabetisierungskampagnen in dritten Welt-Ländern hervor, wonach Lesen und Schreiben einer Bevölkerungsgruppe nicht schrittweise vermittelt werden sollte, sondern der Gedanke dahinter steht, dass das Lernen leichter fällt, wenn eine Einsicht entsteht, wofür es gut ist, zu lernen. Dieser Gedanke wurde in den Situationsansatz hineingearbeitet, indem nach ¿kindlichen Schlüsselproblemen, von denen kindliche Lern- und Bildungsprozesse ausgehen¿ gelernt wird. 2. Aus der Elterninitiative der Studentenbewegung gingen neue Formen einer Partizipation der Eltern am Kindergartenleben hervor. Unter dem Einfluss der Kinderladenbewegung und der Diskussion um die Zuordnung der Fünfjährigen zur Schule oder KiTa wurde durch den Ansatz ein eigenständiges sozialpädagogisches Konzept für die KiTa entworfen. 3. Mit der Entschulungsdebatte sollte von dem negativen verschulten Verständnis der KiTa weggekommen werden. Es sollte ¿eine vom Fächerkanon unabhängige Lernform konzipiert, die Leben und Lernen integrieren will und dabei gerade die Chancen der altersgemischten Gruppe für lebensnahes Lernen aufgreift¿. 4. Als vierte Quelle ist, Diplomica Verlag<
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Ausgewählte Ansätze zur Anregung von Bildungsprozessen in Kindertageseinrichtungen - primeira edição
2008, ISBN: 9783836614375
[ED: 1], Auflage, eBook Download (PDF), eBooks, [PU: diplom.de]
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2005, ISBN: 9783836614375
Inhaltsangabe:Einleitung: Das deutsche Bildungssystem wird gegenwärtig von vielen Seiten kritisch hinterfragt. Ausgelöst wurde diese Bildungsdiskussion aufgrund internationaler Leistungsv… mais…
Inhaltsangabe:Einleitung: Das deutsche Bildungssystem wird gegenwärtig von vielen Seiten kritisch hinterfragt. Ausgelöst wurde diese Bildungsdiskussion aufgrund internationaler Leistungsvergleiche, die darauf hinweisen, dass die Schulen in Deutschland ihrer Bildungsaufgabe nicht genügend nachkommen. ¿Deutschland, das Land der Denker und Dichter, ist abgehängt¿, heißt es in einem Artikel der Zeitschrift ¿Der Spiegel¿. Diese Erkenntnis löst weitverbreitetes Unbehagen aus und schnell wird auch der Vorschulbereich zur Diskussion gestellt. Fragen wie: ¿Wird der Bildungs- und Lernaspekt in der Elementarpädagogik vernachlässigt ¿ ¿Unterschätzen wir die Leistungen von Kindern ¿ ¿Bilden wir im europäischen Vergleich mal wieder das Schlusslicht ¿ stehen dabei im Mittelpunkt. Die Forderung, bereits im Elementarbereich frühe Bildungsprozesse zu initiieren, um Kinder auf das lebenslange Lernen vorzubereiten, wird derzeit von vielen Seiten kontrovers diskutiert. Dabei ist die geführte Diskussion um Bildung im Elementarbereich nicht neu. Klassiker der Pädagogik wie unter anderem Comenius (1592 ¿ 1670), Pestalozzi (1746 ¿ 1827) und Fröbel (1782 ¿ 1852) haben die Bedeutung der frühkindlichen Bildung hervorgehoben. Maria Montessori hat im 20. Jahrhundert nachhaltig auf die Bedeutung frühen Lernens und die Stärkung kindlicher Bildung hingewiesen. Die Bildungsreform der 70er Jahre im 20. Jahrhundert hob die Bedeutung der frühen Kindheit - insbesondere der Altersstufe von 3-6 Jahren - als Teil des Bildungswesens hervor und forderte eine stärkere Betonung des Bildungsauftrags des Kindergartens. Dies war auch die Zeit, in der der Situationsansatz und Curricula als Orientierungshilfe für die Kindergärten entwickelt wurden. Der Situationsansatz ist neben weiteren Ansätzen auch heute noch stark in den Kindergärten vertreten und prägt das pädagogische Handeln der Erzieherinnen. Seit Mitte der neunziger Jahre wird die Diskussion um frühkindliche Bildungsprozesse erneut geführt. Laewen spricht von zwei Diskussionsströmungen. Die eine Debatte ¿ eine zumeist von Pädagogen geführte Diskussion - erfährt weniger Beachtung, wohingegen die von Politik und Interessensverbänden geführte Debatte eine starke Medienresonanz erhält. Zwei Studien, die die Bildungsdiskussion angeregt haben, sind die Delphie- und die PISAStudie. In der Veröffentlichung der beiden Delphie-Befragungen (1998) werden mit Unterstützung von 1000 Fachleuten aus Wirtschaft, Kultur und Politik Erwartungen an Wissen und Bildung in den nächsten 25 Jahren formuliert. Die Experten heben in dem Bericht die besondere Bedeutung der Erziehung und Bildung im Elementarbereich hervor. Lebenslanges Lernen in Form von Wissenserwerb geht als eine zentrale Forderung aus der Studie hervor. Die Veröffentlichung der PISA-Studie (Programs for International Student Assesment) hat wohl in schon lange nicht mehr gekanntem Ausmaß Bildung in die gesellschaftliche Diskussion eingebracht. Durch diese Studie wurde deutlich, dass in Deutschland die Herkunft der Familie eine große Rolle spielt in Bezug darauf, welche Bildung sich ein Kind aneignet. ¿Dabei stellt das kulturelle und soziale Kapital, das Kinder sowohl in als auch von ihren Herkunftsfamilien vermittelt bekommen und sich aneignen, einen wichtigen Einflussfaktor dar, und zwar nicht nur auf Bildungsprozesse in der frühen Kindheit, sondern auch im gesamten Lebenslauf¿. Ähnlich sieht dies auch Wolfgang Tietze von der Humboldt Universität Berlin, der die pädagogische Qualität in Kindertageseinrichtungen untersucht und dargestellt hat, welchen Einfluss diese auf die Kompetenzentwicklung von Kindern haben kann. Er stellt dar, dass die Chance für einen guten Schulabschluss der Kinder einerseits von ihrer Herkunftsfamilie und andererseits entscheidend von der Qualität der KiTa abhängt. Was genau eine gute und eine schlechte KiTa sei, geht aus dem Bericht nicht hervor, jedoch wird die Wichtigkeit der pädagogischen Arbeit der Erzieherinnen deutlich hervorgehoben. Der 2005 veröffentlichte 12. Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung widmet sich dem Thema Bildung, Betreuung und Erziehung vor und neben der Schule. Frühkindliche Bildungsprozesse nehmen in dem Bericht einen großen Stellenwert ein. Diese Befunde bestärken die in der Fachliteratur schon seit längerem diskutierten Vorschläge zur Erneuerung der KiTa und deren pädagogischer Konzepte. ¿Mehr Bildungsarbeit in den KiTa¿ lautet der momentane Tenor. Dabei wird oft vergessen, dass Kinder keine Nürnberger Trichter sind, denen Bildung einfach ¿eingetrichtert¿ werden kann. Die Bildungsdebatte wird nicht nur von Pädagogen geführt. Unterschiedliche Professionen wie Psychologen, Neurologen aber auch Politiker und Vertreter der Wirtschaft, die ihre Argumentationslinien vertreten, befassen sich mit diesem Thema. Es ist daher gerade aus erziehungswissenschaftlicher Sichtweise wichtig darauf zu achten, in dieser Diskussion nicht zum Spielball von Interessensvertretern zu werden, sondern die pädagogische Sichtweise in dieser Diskussion zu vertreten. Der Fokus dieser Arbeit ist darauf angelegt, pädagogische Konzepte zum Untersuchungsgegenstand zu nehmen. Es soll geklärt werden, welche Möglichkeiten und Rahmenbedingungen die untersuchten Ansätze bieten, Bildungsprozesse bei Kindern anzuregen. Gang der Untersuchung: Die vorliegende Arbeit ist in fünf Teile gegliedert. Um dem unter Kapitel zwei im ersten Teil der Arbeit benannten Erkenntnisinteresse gerecht zu werden, wird eine Untersuchung in Form einer vergleichenden Literaturanalyse unter Berücksichtigung fachlicher Stellungnahmen und empirischer Forschungsergebnisse vorgenommen. In Teil zwei der Arbeit wird die Möglichkeit der Anregung von Bildungsprozessen dargestellt. Hierzu wird zunächst eine detaillierte Ausdifferenzierung der Begrifflichkeiten Bildung, Erziehung und Lernen dargelegt. Die Theorien Piagets und Wygotsky geben die Sichtweise aus der Entwicklungspsychologie wieder, die im Anschluss daran durch aktuelle Befunde der Hirnforschung erweitert werden. Der dritte Teil dieser Arbeit ¿Ansätze zur Anregung von Bildungsprozessen¿ baut auf das erarbeitete Wissen von Teil eins und zwei auf. Mittels drei verschiedener Ansätze werden Möglichkeiten zur Anregung von Bildungsprozessen in KiTa untersucht. Die Besonderheit jedes Ansatzes wird hierbei herausgearbeitet. In Teil vier wird eine qualitative Befragung in zwei Tübinger KiTa vorgestellt und interpretiert. Diese dient zur Erlangung der Sichtweise der Praxis. Es werden zwei Befragungen in zwei Tübinger KiTa mittels eines teilstrukturierten Interviews durchgeführt. Dem fünften Teil folgt eine Reflexion. Dieser letzte Teil dieser Arbeit fasst die dargestellten Theorien und die dazu gewonnenen Praxiseinblicke noch einmal zusammen und beurteilt diese kritisch. Ein Ausblick in die Zukunft schließt diese Arbeit ab.Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: Teil 1 Einführung in die Arbeit: Einleitende Worte, Struktur der Arbeit und Begriffliche Vergewisserungen4 1.Einleitung4 2.Leitfragen der Arbeit6 3.Vorgehensweise7 Teil 2 Anregung von Bildungsprozessen aus unterschiedlichen Blickwinkeln9 1.Abgrenzung Erziehung und Bildung9 1.1Der Begriff Bildung im Elementarbereich9 1.2Der Begriff Erziehung im Elementarbereich13 1.3Bewertung der Begriffe Erziehung und Bildung und Benennung des Untersuchungsrahmens15 2.Bildungsprozesse aus entwicklungspsychologischer Perspektive17 2.1Piaget (sozial-) konstruktivistische Ausprägung17 2.2Wygotskis soziokultureller Ansatz19 2.3Konsequenzen aus den Theorien Piagets und Wygotski22 3.Neurobiologische Erkenntnisse zur Anregung von Bildungsprozessen22 3.1Neuere Erkenntnisse aus der Hirnforschung23 3.2Konsequenzen für die Erziehung25 4.Zusammenfassung und weiteres Vorgehen26 4.1Zusammenfassung26 4.2Weiteres Vorgehen27 Teil 3: Untersuchung ausgewählter Ansätze zur Anregung von Bildungsprozessen28 1.Geschichtliche Annäherung28 1.1Entwicklungen in der Vorschulpädagogik in den 50er - 70er Jahren28 1.2Der Strukturplan des Deutschen Bildungsrates und die Eingliederung des Kindergartens in das Bildungssystem29 2.Der Situationsansatz32 2.1Curriculum ¿Soziales Lernen`32 2.1.1Didaktische Einheiten33 2.1.2Das Projekt ¿Kindersituationen¿34 2.2Erziehungsziele des Curriculum ¿Soziales Lernen`35 2.3Der Bildungsanspruch36 2.4Das Menschenbild38 2.5Die Rolle der Erzieherin39 2.6Didaktisches Vorgehen im Situationsansatz40 2.6.1Der Bezug zu den Lebenssituationen der Kinder40 2.6.2Klärung des Situationsbegriffs und Schlüsselsituationen40 2.6.3Ablauf eines Projekts42 2.7Raumgestaltung, Ausstattung und Nutzung42 2.8Kritik und Würdigung43 3.Die Pädagogik aus Reggio Emilia45 3.1Die Entstehung der Reggio-Pädagogik46 3.2Das Menschenbild47 3.2.1Kinder sind eifrige Forscher47 3.2.2Kinder haben 100 Sprachen48 3.3Lernen als subjektiver, kreativer Akt49 3.4Die Rolle der Erzieherin50 3.5Pädagogisches und methodisches Handeln52 3.5.1Beobachten und Begleiten52 3.5.2Die Dokumentation53 3.5.3Projekte in der Reggio Pädagogik oder das Lernen lernen54 3.6Der Raum als dritter Erzieher56 3.7Zusammenfassung oder was aus Reggio gelernt werden kann58 4.Der Bildungsansatz von INFANS59 4.1Laewen und das Institut INFANS59 4.2Das Projekt ¿Bildungsauftrag in Kindertageseinrichtungen¿60 4.3Das Bild des Kindes - ein konstruierendes Kind61 4.4Erwachsene als Ko-Konstrukteure von Bildungsprozessen63 4.5Methodisches und didaktisches Vorgehen64 4.5.1Beobachten und Dokumentieren von Bildungsprozessen64 4.5.2Themen zumuten und beantworten66 4.6Die Gestaltung der Räume68 4.7Zusammenfassung70 5.Kritik und Vergleich der aufgezeigten Ansätze71 5.1Entstehung und Organisation71 5.2Anthropologie des Kindes72 5.3Didaktisches Vorgehen73 5.4Raum und Material76 Teil 4: Qualitative Befragung in zwei Kindergärten in Tübingen77 1.Anlage der Untersuchung77 1.1Gegenstand und Ziel der Untersuchung77 1.2Die Befragung als Methode der Erhebung78 1.3Forschungsfragen als Grundlage der Datenerhebung79 1.4Datenerhebung mittels Interviewleitfaden79 2.Auswahl und Interpretation80 2.1Auswahl der Interviewpartner80 2.2Darstellung des Interviews mit E181 2.3Darstellung des Interviews mit E284 2.4Interpretation und Theorie/Praxis Vergleich88 Teil 5 Zusammenfassung und Ausblick91 1.Zusammenfassung91 2.Ausblick92 Literatur- und Quellenverzeichnis95Textprobe:Textprobe: Kapitel 2., Der Situationsansatz: Der Situationsansatz hat sich seit seiner Verbreitung in den 70er Jahren in der deutschen Frühpädagogik als pädagogisches Konzept weitgehend durchgesetzt und stellt das methodische Verfahren dar, das auf die eine oder andere Weise in vielen Einrichtungen praktiziert wird. So gehört er ¿seit Beginn der 70er Jahre zu den am weitesten vertretenen und am meisten diskutierten Bildungskonzepten für die Erziehung und Bildung von Kindern im Alter von weniger als sechs Jahren in (West-) Deutschland¿. Arbeiten nach dem Situationsansatz kann grob durch forschendes und entdeckendes Lernen anhand realer Problemstellungen in realen Situationen gekennzeichnet werden. Es liegen zahlreiche Publikationen vor, die diesen Ansatz seit seiner Entstehung in den letzten drei Jahrzehnten beschreiben, weiterentwickeln und kritisieren, sodass eine Berücksichtigung der gesamten Literatur für diese Arbeit nicht sinnvoll und zielführend ist. Einer der bekanntesten und umfangreichsten Beschreibungen zu diesem Ansatz ist das vom DJI beschriebene Curriculum ¿Soziales Lernen¿. Curriculum ¿Soziales Lernen¿: Die Wurzeln des Situationsansatzes sind in der Bildungsreform der 70er Jahre zu finden. Das Curriculum ¿Soziales Lernen¿ ist vom DJI unter Leitung von Jürgen Zimmer, der auch heute noch prominentester Vertreter ist, entwickelt worden. Es werden vier wichtige Quellen genannt, aus denen die Ideen zum Situationsansatz stammen. Diese Quellen sind: 1. Curriculumtheorie, bei der zwei Namen zu nennen sind, die diesen Ansatz mit ihren Ideen geprägt haben. Der erste Pate Saul Benjamin Robinsohn, ist als Begründer der Curriculumtheorie hervorgegangen. Robinsohn forderte Ende der sechziger Jahre, dass die Lerninhalte aller Stufen des Bildungswesens intensiver auf die gesellschaftliche Praxis bezogen werden sollten. Bildung ist nach Robinsohn ¿Ausstattung zum richtigen und wirksamen Verhalten in der Welt¿. In der Erziehung soll die ¿Ausstattung zur Bewältigung von Lebenssituationen geleistet¿ werden. Die Aufgabe der Curriculumentwicklung bezeichnet Robinsohn als das Auffinden und Anwenden von Methoden, ¿durch welche diese Situationen und die in ihnen geforderten Funktionen, die zu deren Bewältigung notwendigen Qualifikationen und die Bildungsinhalte und Gegenstände, durch welche diese Qualifizierung bewirkt werden soll, in optimaler Objektivierung identifiziert werden können¿. Zu dem zweiten Paten gehört Paulo Freire, den Zimmer als den wohl wichtigsten Pädagogen dieses Jahrhunderts bezeichnet und welcher sich als Anwalt für die Armen einsetzte und eine weltweite Wirkung hinterließ. ¿Lernen orientiert sich an den Schlüsselsituationen Entrechteter, zielt auf sozio-politische Bewusstwerdung. Ein Lehrer ist auch Schüler und ein Schüler ist auch Lehrer. Der Dialog ersetzt die Dressur¿. Dies ging durch Alphabetisierungskampagnen in dritten Welt-Ländern hervor, wonach Lesen und Schreiben einer Bevölkerungsgruppe nicht schrittweise vermittelt werden sollte, sondern der Gedanke dahinter steht, dass das Lernen leichter fällt, wenn eine Einsicht entsteht, wofür es gut ist, zu lernen. Dieser Gedanke wurde in den Situationsansatz hineingearbeitet, indem nach ¿kindlichen Schlüsselproblemen, von denen kindliche Lern- und Bildungsprozesse ausgehen¿ gelernt wird. 2. Aus der Elterninitiative der Studentenbewegung gingen neue Formen einer Partizipation der Eltern am Kindergartenleben hervor. Unter dem Einfluss der Kinderladenbewegung und der Diskussion um die Zuordnung der Fünfjährigen zur Schule oder KiTa wurde durch den Ansatz ein eigenständiges sozialpädagogisches Konzept für die KiTa entworfen. 3. Mit der Entschulungsdebatte sollte von dem negativen verschulten Verständnis der KiTa weggekommen werden. Es sollte ¿eine vom Fächerkanon unabhängige Lernform konzipiert, die Leben und Lernen integrieren will und dabei gerade die Chancen der altersgemischten Gruppe für lebensnahes Lernen aufgreift¿. 4. Als vierte Quelle ist die Tradition des Kindergartens zu nennen, da die Entwicklung des Situationsansatzes an diese und ältere Schulreformmodelle anknüpfte. Diese ist insofern wichtig, da das Konzept des Situationsansatzes den Erfahrungsschatz der Erzieherinnen, Diplomica Verlag<
2005, ISBN: 9783836614375
Inhaltsangabe:Einleitung: Das deutsche Bildungssystem wird gegenwärtig von vielen Seiten kritisch hinterfragt. Ausgelöst wurde diese Bildungsdiskussion aufgrund internationaler Leistungsv… mais…
Inhaltsangabe:Einleitung: Das deutsche Bildungssystem wird gegenwärtig von vielen Seiten kritisch hinterfragt. Ausgelöst wurde diese Bildungsdiskussion aufgrund internationaler Leistungsvergleiche, die darauf hinweisen, dass die Schulen in Deutschland ihrer Bildungsaufgabe nicht genügend nachkommen. ¿Deutschland, das Land der Denker und Dichter, ist abgehängt¿, heißt es in einem Artikel der Zeitschrift ¿Der Spiegel¿. Diese Erkenntnis löst weitverbreitetes Unbehagen aus und schnell wird auch der Vorschulbereich zur Diskussion gestellt. Fragen wie: ¿Wird der Bildungs- und Lernaspekt in der Elementarpädagogik vernachlässigt ¿ ¿Unterschätzen wir die Leistungen von Kindern ¿ ¿Bilden wir im europäischen Vergleich mal wieder das Schlusslicht ¿ stehen dabei im Mittelpunkt. Die Forderung, bereits im Elementarbereich frühe Bildungsprozesse zu initiieren, um Kinder auf das lebenslange Lernen vorzubereiten, wird derzeit von vielen Seiten kontrovers diskutiert. Dabei ist die geführte Diskussion um Bildung im Elementarbereich nicht neu. Klassiker der Pädagogik wie unter anderem Comenius (1592 ¿ 1670), Pestalozzi (1746 ¿ 1827) und Fröbel (1782 ¿ 1852) haben die Bedeutung der frühkindlichen Bildung hervorgehoben. Maria Montessori hat im 20. Jahrhundert nachhaltig auf die Bedeutung frühen Lernens und die Stärkung kindlicher Bildung hingewiesen. Die Bildungsreform der 70er Jahre im 20. Jahrhundert hob die Bedeutung der frühen Kindheit - insbesondere der Altersstufe von 3-6 Jahren - als Teil des Bildungswesens hervor und forderte eine stärkere Betonung des Bildungsauftrags des Kindergartens. Dies war auch die Zeit, in der der Situationsansatz und Curricula als Orientierungshilfe für die Kindergärten entwickelt wurden. Der Situationsansatz ist neben weiteren Ansätzen auch heute noch stark in den Kindergärten vertreten und prägt das pädagogische Handeln der Erzieherinnen. Seit Mitte der neunziger Jahre wird die Diskussion um frühkindliche Bildungsprozesse erneut geführt. Laewen spricht von zwei Diskussionsströmungen. Die eine Debatte ¿ eine zumeist von Pädagogen geführte Diskussion - erfährt weniger Beachtung, wohingegen die von Politik und Interessensverbänden geführte Debatte eine starke Medienresonanz erhält. Zwei Studien, die die Bildungsdiskussion angeregt haben, sind die Delphie- und die PISAStudie. In der Veröffentlichung der beiden Delphie-Befragungen (1998) werden mit Unterstützung von 1000 Fachleuten aus Wirtschaft, Kultur und Politik Erwartungen an Wissen und Bildung in den nächsten 25 Jahren formuliert. Die Experten heben in dem Bericht die besondere Bedeutung der Erziehung und Bildung im Elementarbereich hervor. Lebenslanges Lernen in Form von Wissenserwerb geht als eine zentrale Forderung aus der Studie hervor. Die Veröffentlichung der PISA-Studie (Programs for International Student Assesment) hat wohl in schon lange nicht mehr gekanntem Ausmaß Bildung in die gesellschaftliche Diskussion eingebracht. Durch diese Studie wurde deutlich, dass in Deutschland die Herkunft der Familie eine große Rolle spielt in Bezug darauf, welche Bildung sich ein Kind aneignet. ¿Dabei stellt das kulturelle und soziale Kapital, das Kinder sowohl in als auch von ihren Herkunftsfamilien vermittelt bekommen und sich aneignen, einen wichtigen Einflussfaktor dar, und zwar nicht nur auf Bildungsprozesse in der frühen Kindheit, sondern auch im gesamten Lebenslauf¿. Ähnlich sieht dies auch Wolfgang Tietze von der Humboldt Universität Berlin, der die pädagogische Qualität in Kindertageseinrichtungen untersucht und dargestellt hat, welchen Einfluss diese auf die Kompetenzentwicklung von Kindern haben kann. Er stellt dar, dass die Chance für einen guten Schulabschluss der Kinder einerseits von ihrer Herkunftsfamilie und andererseits entscheidend von der Qualität der KiTa abhängt. Was genau eine gute und eine schlechte KiTa sei, geht aus dem Bericht nicht hervor, jedoch wird die Wichtigkeit der pädagogischen Arbeit der Erzieherinnen deutlich hervorgehoben. Der 2005 veröffentlichte 12. Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung widmet sich dem Thema Bildung, Betreuung und Erziehung vor und neben der Schule. Frühkindliche Bildungsprozesse nehmen in dem Bericht einen großen Stellenwert ein. Diese Befunde bestärken die in der Fachliteratur schon seit längerem diskutierten Vorschläge zur Erneuerung der KiTa und deren pädagogischer Konzepte. ¿Mehr Bildungsarbeit in den KiTa¿ lautet der momentane Tenor. Dabei wird oft vergessen, dass Kinder keine Nürnberger Trichter sind, denen Bildung einfach ¿eingetrichtert¿ werden kann. Die Bildungsdebatte wird nicht nur von Pädagogen geführt. Unterschiedliche Professionen wie Psychologen, Neurologen aber auch Politiker und Vertreter der Wirtschaft, die ihre Argumentationslinien vertreten, befassen sich mit diesem Thema. Es ist daher gerade aus erziehungswissenschaftlicher Sichtweise wichtig darauf zu achten, in dieser Diskussion nicht zum Spielball von Interessensvertretern zu werden, sondern die pädagogische Sichtweise in dieser Diskussion zu vertreten. Der Fokus dieser Arbeit ist darauf angelegt, pädagogische Konzepte zum Untersuchungsgegenstand zu nehmen. Es soll geklärt werden, welche Möglichkeiten und Rahmenbedingungen die untersuchten Ansätze bieten, Bildungsprozesse bei Kindern anzuregen. Gang der Untersuchung: Die vorliegende Arbeit ist in fünf Teile gegliedert. Um dem unter Kapitel zwei im ersten Teil der Arbeit benannten Erkenntnisinteresse gerecht zu werden, wird eine Untersuchung in Form einer vergleichenden Literaturanalyse unter Berücksichtigung fachlicher Stellungnahmen und empirischer Forschungsergebnisse vorgenommen. In Teil zwei der Arbeit wird die Möglichkeit der Anregung von Bildungsprozessen dargestellt. Hierzu wird zunächst eine detaillierte Ausdifferenzierung der Begrifflichkeiten Bildung, Erziehung und Lernen dargelegt. Die Theorien Piagets und Wygotsky geben die Sichtweise aus der Entwicklungspsychologie wieder, die im Anschluss daran durch aktuelle Befunde der Hirnforschung erweitert werden. Der dritte Teil dieser Arbeit ¿Ansätze zur Anregung von Bildungsprozessen¿ baut auf das erarbeitete Wissen von Teil eins und zwei auf. Mittels drei verschiedener Ansätze werden Möglichkeiten zur Anregung von Bildungsprozessen in KiTa untersucht. Die Besonderheit jedes Ansatzes wird hierbei herausgearbeitet. In Teil vier wird eine qualitative Befragung in zwei Tübinger KiTa vorgestellt und interpretiert. Diese dient zur Erlangung der Sichtweise der Praxis. Es werden zwei Befragungen in zwei Tübinger KiTa mittels eines teilstrukturierten Interviews durchgeführt. Dem fünften Teil folgt eine Reflexion. Dieser letzte Teil dieser Arbeit fasst die dargestellten Theorien und die dazu gewonnenen Praxiseinblicke noch einmal zusammen und beurteilt diese kritisch. Ein Ausblick in die Zukunft schließt diese Arbeit ab.Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: Teil 1 Einführung in die Arbeit: Einleitende Worte, Struktur der Arbeit und Begriffliche Vergewisserungen4 1.Einleitung4 2.Leitfragen der Arbeit6 3.Vorgehensweise7 Teil 2 Anregung von Bildungsprozessen aus unterschiedlichen Blickwinkeln9 1.Abgrenzung Erziehung und Bildung9 1.1Der Begriff Bildung im Elementarbereich9 1.2Der Begriff Erziehung im Elementarbereich13 1.3Bewertung der Begriffe Erziehung und Bildung und Benennung des Untersuchungsrahmens15 2.Bildungsprozesse aus entwicklungspsychologischer Perspektive17 2.1Piaget (sozial-) konstruktivistische Ausprägung17 2.2Wygotskis soziokultureller Ansatz19 2.3Konsequenzen aus den Theorien Piagets und Wygotski22 3.Neurobiologische Erkenntnisse zur Anregung von Bildungsprozessen22 3.1Neuere Erkenntnisse aus der Hirnforschung23 3.2Konsequenzen für die Erziehung25 4.Zusammenfassung und weiteres Vorgehen26 4.1Zusammenfassung26 4.2Weiteres Vorgehen27 Teil 3: Untersuchung ausgewählter Ansätze zur Anregung von Bildungsprozessen28 1.Geschichtliche Annäherung28 1.1Entwicklungen in der Vorschulpädagogik in den 50er - 70er Jahren28 1.2Der Strukturplan des Deutschen Bildungsrates und die Eingliederung des Kindergartens in das Bildungssystem29 2.Der Situationsansatz32 2.1Curriculum ¿Soziales Lernen`32 2.1.1Didaktische Einheiten33 2.1.2Das Projekt ¿Kindersituationen¿34 2.2Erziehungsziele des Curriculum ¿Soziales Lernen`35 2.3Der Bildungsanspruch36 2.4Das Menschenbild38 2.5Die Rolle der Erzieherin39 2.6Didaktisches Vorgehen im Situationsansatz40 2.6.1Der Bezug zu den Lebenssituationen der Kinder40 2.6.2Klärung des Situationsbegriffs und Schlüsselsituationen40 2.6.3Ablauf eines Projekts42 2.7Raumgestaltung, Ausstattung und Nutzung42 2.8Kritik und Würdigung43 3.Die Pädagogik aus Reggio Emilia45 3.1Die Entstehung der Reggio-Pädagogik46 3.2Das Menschenbild47 3.2.1Kinder sind eifrige Forscher47 3.2.2Kinder haben 100 Sprachen48 3.3Lernen als subjektiver, kreativer Akt49 3.4Die Rolle der Erzieherin50 3.5Pädagogisches und methodisches Handeln52 3.5.1Beobachten und Begleiten52 3.5.2Die Dokumentation53 3.5.3Projekte in der Reggio Pädagogik oder das Lernen lernen54 3.6Der Raum als dritter Erzieher56 3.7Zusammenfassung oder was aus Reggio gelernt werden kann58 4.Der Bildungsansatz von INFANS59 4.1Laewen und das Institut INFANS59 4.2Das Projekt ¿Bildungsauftrag in Kindertageseinrichtungen¿60 4.3Das Bild des Kindes - ein konstruierendes Kind61 4.4Erwachsene als Ko-Konstrukteure von Bildungsprozessen63 4.5Methodisches und didaktisches Vorgehen64 4.5.1Beobachten und Dokumentieren von Bildungsprozessen64 4.5.2Themen zumuten und beantworten66 4.6Die Gestaltung der Räume68 4.7Zusammenfassung70 5.Kritik und Vergleich der aufgezeigten Ansätze71 5.1Entstehung und Organisation71 5.2Anthropologie des Kindes72 5.3Didaktisches Vorgehen73 5.4Raum und Material76 Teil 4: Qualitative Befragung in zwei Kindergärten in Tübingen77 1.Anlage der Untersuchung77 1.1Gegenstand und Ziel der Untersuchung77 1.2Die Befragung als Methode der Erhebung78 1.3Forschungsfragen als Grundlage der Datenerhebung79 1.4Datenerhebung mittels Interviewleitfaden79 2.Auswahl und Interpretation80 2.1Auswahl der Interviewpartner80 2.2Darstellung des Interviews mit E181 2.3Darstellung des Interviews mit E284 2.4Interpretation und Theorie/Praxis Vergleich88 Teil 5 Zusammenfassung und Ausblick91 1.Zusammenfassung91 2.Ausblick92 Literatur- und Quellenverzeichnis95Textprobe:Textprobe: Kapitel 2., Der Situationsansatz: Der Situationsansatz hat sich seit seiner Verbreitung in den 70er Jahren in der deutschen Frühpädagogik als pädagogisches Konzept weitgehend durchgesetzt und stellt das methodische Verfahren dar, das auf die eine oder andere Weise in vielen Einrichtungen praktiziert wird. So gehört er ¿seit Beginn der 70er Jahre zu den am weitesten vertretenen und am meisten diskutierten Bildungskonzepten für die Erziehung und Bildung von Kindern im Alter von weniger als sechs Jahren in (West-) Deutschland¿. Arbeiten nach dem Situationsansatz kann grob durch forschendes und entdeckendes Lernen anhand realer Problemstellungen in realen Situationen gekennzeichnet werden. Es liegen zahlreiche Publikationen vor, die diesen Ansatz seit seiner Entstehung in den letzten drei Jahrzehnten beschreiben, weiterentwickeln und kritisieren, sodass eine Berücksichtigung der gesamten Literatur für diese Arbeit nicht sinnvoll und zielführend ist. Einer der bekanntesten und umfangreichsten Beschreibungen zu diesem Ansatz ist das vom DJI beschriebene Curriculum ¿Soziales Lernen¿. Curriculum ¿Soziales Lernen¿: Die Wurzeln des Situationsansatzes sind in der Bildungsreform der 70er Jahre zu finden. Das Curriculum ¿Soziales Lernen¿ ist vom DJI unter Leitung von Jürgen Zimmer, der auch heute noch prominentester Vertreter ist, entwickelt worden. Es werden vier wichtige Quellen genannt, aus denen die Ideen zum Situationsansatz stammen. Diese Quellen sind: 1. Curriculumtheorie, bei der zwei Namen zu nennen sind, die diesen Ansatz mit ihren Ideen geprägt haben. Der erste Pate Saul Benjamin Robinsohn, ist als Begründer der Curriculumtheorie hervorgegangen. Robinsohn forderte Ende der sechziger Jahre, dass die Lerninhalte aller Stufen des Bildungswesens intensiver auf die gesellschaftliche Praxis bezogen werden sollten. Bildung ist nach Robinsohn ¿Ausstattung zum richtigen und wirksamen Verhalten in der Welt¿. In der Erziehung soll die ¿Ausstattung zur Bewältigung von Lebenssituationen geleistet¿ werden. Die Aufgabe der Curriculumentwicklung bezeichnet Robinsohn als das Auffinden und Anwenden von Methoden, ¿durch welche diese Situationen und die in ihnen geforderten Funktionen, die zu deren Bewältigung notwendigen Qualifikationen und die Bildungsinhalte und Gegenstände, durch welche diese Qualifizierung bewirkt werden soll, in optimaler Objektivierung identifiziert werden können¿. Zu dem zweiten Paten gehört Paulo Freire, den Zimmer als den wohl wichtigsten Pädagogen dieses Jahrhunderts bezeichnet und welcher sich als Anwalt für die Armen einsetzte und eine weltweite Wirkung hinterließ. ¿Lernen orientiert sich an den Schlüsselsituationen Entrechteter, zielt auf sozio-politische Bewusstwerdung. Ein Lehrer ist auch Schüler und ein Schüler ist auch Lehrer. Der Dialog ersetzt die Dressur¿. Dies ging durch Alphabetisierungskampagnen in dritten Welt-Ländern hervor, wonach Lesen und Schreiben einer Bevölkerungsgruppe nicht schrittweise vermittelt werden sollte, sondern der Gedanke dahinter steht, dass das Lernen leichter fällt, wenn eine Einsicht entsteht, wofür es gut ist, zu lernen. Dieser Gedanke wurde in den Situationsansatz hineingearbeitet, indem nach ¿kindlichen Schlüsselproblemen, von denen kindliche Lern- und Bildungsprozesse ausgehen¿ gelernt wird. 2. Aus der Elterninitiative der Studentenbewegung gingen neue Formen einer Partizipation der Eltern am Kindergartenleben hervor. Unter dem Einfluss der Kinderladenbewegung und der Diskussion um die Zuordnung der Fünfjährigen zur Schule oder KiTa wurde durch den Ansatz ein eigenständiges sozialpädagogisches Konzept für die KiTa entworfen. 3. Mit der Entschulungsdebatte sollte von dem negativen verschulten Verständnis der KiTa weggekommen werden. Es sollte ¿eine vom Fächerkanon unabhängige Lernform konzipiert, die Leben und Lernen integrieren will und dabei gerade die Chancen der altersgemischten Gruppe für lebensnahes Lernen aufgreift¿. 4. Als vierte Quelle ist die Tradition des Kindergartens zu nennen, da die Entwicklung des Situationsansatzes an diese und ältere Schulreformmodelle anknüpfte. Diese ist insofern wichtig, da das Konzept des Situationsansatzes den Erfahrungsschatz de, Diplomica Verlag<
Ausgewählte Ansätze zur Anregung von Bildungsprozessen in Kindertageseinrichtungen - nuovo livro
2005
ISBN: 9783836614375
Inhaltsangabe:Einleitung: Das deutsche Bildungssystem wird gegenwärtig von vielen Seiten kritisch hinterfragt. Ausgelöst wurde diese Bildungsdiskussion aufgrund internationaler Leistungsv… mais…
Inhaltsangabe:Einleitung: Das deutsche Bildungssystem wird gegenwärtig von vielen Seiten kritisch hinterfragt. Ausgelöst wurde diese Bildungsdiskussion aufgrund internationaler Leistungsvergleiche, die darauf hinweisen, dass die Schulen in Deutschland ihrer Bildungsaufgabe nicht genügend nachkommen. ¿Deutschland, das Land der Denker und Dichter, ist abgehängt¿, heißt es in einem Artikel der Zeitschrift ¿Der Spiegel¿. Diese Erkenntnis löst weitverbreitetes Unbehagen aus und schnell wird auch der Vorschulbereich zur Diskussion gestellt. Fragen wie: ¿Wird der Bildungs- und Lernaspekt in der Elementarpädagogik vernachlässigt ¿ ¿Unterschätzen wir die Leistungen von Kindern ¿ ¿Bilden wir im europäischen Vergleich mal wieder das Schlusslicht ¿ stehen dabei im Mittelpunkt. Die Forderung, bereits im Elementarbereich frühe Bildungsprozesse zu initiieren, um Kinder auf das lebenslange Lernen vorzubereiten, wird derzeit von vielen Seiten kontrovers diskutiert. Dabei ist die geführte Diskussion um Bildung im Elementarbereich nicht neu. Klassiker der Pädagogik wie unter anderem Comenius (1592 ¿ 1670), Pestalozzi (1746 ¿ 1827) und Fröbel (1782 ¿ 1852) haben die Bedeutung der frühkindlichen Bildung hervorgehoben. Maria Montessori hat im 20. Jahrhundert nachhaltig auf die Bedeutung frühen Lernens und die Stärkung kindlicher Bildung hingewiesen. Die Bildungsreform der 70er Jahre im 20. Jahrhundert hob die Bedeutung der frühen Kindheit - insbesondere der Altersstufe von 3-6 Jahren - als Teil des Bildungswesens hervor und forderte eine stärkere Betonung des Bildungsauftrags des Kindergartens. Dies war auch die Zeit, in der der Situationsansatz und Curricula als Orientierungshilfe für die Kindergärten entwickelt wurden. Der Situationsansatz ist neben weiteren Ansätzen auch heute noch stark in den Kindergärten vertreten und prägt das pädagogische Handeln der Erzieherinnen. Seit Mitte der neunziger Jahre wird die Diskussion um frühkindliche Bildungsprozesse erneut geführt. Laewen spricht von zwei Diskussionsströmungen. Die eine Debatte ¿ eine zumeist von Pädagogen geführte Diskussion - erfährt weniger Beachtung, wohingegen die von Politik und Interessensverbänden geführte Debatte eine starke Medienresonanz erhält. Zwei Studien, die die Bildungsdiskussion angeregt haben, sind die Delphie- und die PISAStudie. In der Veröffentlichung der beiden Delphie-Befragungen (1998) werden mit Unterstützung von 1000 Fachleuten aus Wirtschaft, Kultur und Politik Erwartungen an Wissen und Bildung in den nächsten 25 Jahren formuliert. Die Experten heben in dem Bericht die besondere Bedeutung der Erziehung und Bildung im Elementarbereich hervor. Lebenslanges Lernen in Form von Wissenserwerb geht als eine zentrale Forderung aus der Studie hervor. Die Veröffentlichung der PISA-Studie (Programs for International Student Assesment) hat wohl in schon lange nicht mehr gekanntem Ausmaß Bildung in die gesellschaftliche Diskussion eingebracht. Durch diese Studie wurde deutlich, dass in Deutschland die Herkunft der Familie eine große Rolle spielt in Bezug darauf, welche Bildung sich ein Kind aneignet. ¿Dabei stellt das kulturelle und soziale Kapital, das Kinder sowohl in als auch von ihren Herkunftsfamilien vermittelt bekommen und sich aneignen, einen wichtigen Einflussfaktor dar, und zwar nicht nur auf Bildungsprozesse in der frühen Kindheit, sondern auch im gesamten Lebenslauf¿. Ähnlich sieht dies auch Wolfgang Tietze von der Humboldt Universität Berlin, der die pädagogische Qualität in Kindertageseinrichtungen untersucht und dargestellt hat, welchen Einfluss diese auf die Kompetenzentwicklung von Kindern haben kann. Er stellt dar, dass die Chance für einen guten Schulabschluss der Kinder einerseits von ihrer Herkunftsfamilie und andererseits entscheidend von der Qualität der KiTa abhängt. Was genau eine gute und eine schlechte KiTa sei, geht aus dem Bericht nicht hervor, jedoch wird die Wichtigkeit der pädagogischen Arbeit der Erzieherinnen deutlich hervorgehoben. Der 2005 veröffentlichte 12. Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung widmet sich dem Thema Bildung, Betreuung und Erziehung vor und neben der Schule. Frühkindliche Bildungsprozesse nehmen in dem Bericht einen großen Stellenwert ein. Diese Befunde bestärken die in der Fachliteratur schon seit längerem diskutierten Vorschläge zur Erneuerung der KiTa und deren pädagogischer Konzepte. ¿Mehr Bildungsarbeit in den KiTa¿ lautet der momentane Tenor. Dabei wird oft vergessen, dass Kinder keine Nürnberger Trichter sind, denen Bildung einfach ¿eingetrichtert¿ werden kann. Die Bildungsdebatte wird nicht nur von Pädagogen geführt. Unterschiedliche Professionen wie Psychologen, Neurologen aber auch Politiker und Vertreter der Wirtschaft, die ihre Argumentationslinien vertreten, befassen sich mit diesem Thema. Es ist daher gerade aus erziehungswissenschaftlicher Sichtweise wichtig darauf zu achten, in dieser Diskussion nicht zum Spielball von Interessensvertretern zu werden, sondern die pädagogische Sichtweise in dieser Diskussion zu vertreten. Der Fokus dieser Arbeit ist darauf angelegt, pädagogische Konzepte zum Untersuchungsgegenstand zu nehmen. Es soll geklärt werden, welche Möglichkeiten und Rahmenbedingungen die untersuchten Ansätze bieten, Bildungsprozesse bei Kindern anzuregen. Gang der Untersuchung: Die vorliegende Arbeit ist in fünf Teile gegliedert. Um dem unter Kapitel zwei im ersten Teil der Arbeit benannten Erkenntnisinteresse gerecht zu werden, wird eine Untersuchung in Form einer vergleichenden Literaturanalyse unter Berücksichtigung fachlicher Stellungnahmen und empirischer Forschungsergebnisse vorgenommen. In Teil zwei der Arbeit wird die Möglichkeit der Anregung von Bildungsprozessen dargestellt. Hierzu wird zunächst eine detaillierte Ausdifferenzierung der Begrifflichkeiten Bildung, Erziehung und Lernen dargelegt. Die Theorien Piagets und Wygotsky geben die Sichtweise aus der Entwicklungspsychologie wieder, die im Anschluss daran durch aktuelle Befunde der Hirnforschung erweitert werden. Der dritte Teil dieser Arbeit ¿Ansätze zur Anregung von Bildungsprozessen¿ baut auf das erarbeitete Wissen von Teil eins und zwei auf. Mittels drei verschiedener Ansätze werden Möglichkeiten zur Anregung von Bildungsprozessen in KiTa untersucht. Die Besonderheit jedes Ansatzes wird hierbei herausgearbeitet. In Teil vier wird eine qualitative Befragung in zwei Tübinger KiTa vorgestellt und interpretiert. Diese dient zur Erlangung der Sichtweise der Praxis. Es werden zwei Befragungen in zwei Tübinger KiTa mittels eines teilstrukturierten Interviews durchgeführt. Dem fünften Teil folgt eine Reflexion. Dieser letzte Teil dieser Arbeit fasst die dargestellten Theorien und die dazu gewonnenen Praxiseinblicke noch einmal zusammen und beurteilt diese kritisch. Ein Ausblick in die Zukunft schließt diese Arbeit ab.Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: Teil 1 Einführung in die Arbeit: Einleitende Worte, Struktur der Arbeit und Begriffliche Vergewisserungen4 1.Einleitung4 2.Leitfragen der Arbeit6 3.Vorgehensweise7 Teil 2 Anregung von Bildungsprozessen aus unterschiedlichen Blickwinkeln9 1.Abgrenzung Erziehung und Bildung9 1.1Der Begriff Bildung im Elementarbereich9 1.2Der Begriff Erziehung im Elementarbereich13 1.3Bewertung der Begriffe Erziehung und Bildung und Benennung des Untersuchungsrahmens15 2.Bildungsprozesse aus entwicklungspsychologischer Perspektive17 2.1Piaget (sozial-) konstruktivistische Ausprägung17 2.2Wygotskis soziokultureller Ansatz19 2.3Konsequenzen aus den Theorien Piagets und Wygotski22 3.Neurobiologische Erkenntnisse zur Anregung von Bildungsprozessen22 3.1Neuere Erkenntnisse aus der Hirnforschung23 3.2Konsequenzen für die Erziehung25 4.Zusammenfassung und weiteres Vorgehen26 4.1Zusammenfassung26 4.2Weiteres Vorgehen27 Teil 3: Untersuchung ausgewählter Ansätze zur Anregung von Bildungsprozessen28 1.Geschichtliche Annäherung28 1.1Entwicklungen in der Vorschulpädagogik in den 50er - 70er Jahren28 1.2Der Strukturplan des Deutschen Bildungsrates und die Eingliederung des Kindergartens in das Bildungssystem29 2.Der Situationsansatz32 2.1Curriculum ¿Soziales Lernen`32 2.1.1Didaktische Einheiten33 2.1.2Das Projekt ¿Kindersituationen¿34 2.2Erziehungsziele des Curriculum ¿Soziales Lernen`35 2.3Der Bildungsanspruch36 2.4Das Menschenbild38 2.5Die Rolle der Erzieherin39 2.6Didaktisches Vorgehen im Situationsansatz40 2.6.1Der Bezug zu den Lebenssituationen der Kinder40 2.6.2Klärung des Situationsbegriffs und Schlüsselsituationen40 2.6.3Ablauf eines Projekts42 2.7Raumgestaltung, Ausstattung und Nutzung42 2.8Kritik und Würdigung43 3.Die Pädagogik aus Reggio Emilia45 3.1Die Entstehung der Reggio-Pädagogik46 3.2Das Menschenbild47 3.2.1Kinder sind eifrige Forscher47 3.2.2Kinder haben 100 Sprachen48 3.3Lernen als subjektiver, kreativer Akt49 3.4Die Rolle der Erzieherin50 3.5Pädagogisches und methodisches Handeln52 3.5.1Beobachten und Begleiten52 3.5.2Die Dokumentation53 3.5.3Projekte in der Reggio Pädagogik oder das Lernen lernen54 3.6Der Raum als dritter Erzieher56 3.7Zusammenfassung oder was aus Reggio gelernt werden kann58 4.Der Bildungsansatz von INFANS59 4.1Laewen und das Institut INFANS59 4.2Das Projekt ¿Bildungsauftrag in Kindertageseinrichtungen¿60 4.3Das Bild des Kindes - ein konstruierendes Kind61 4.4Erwachsene als Ko-Konstrukteure von Bildungsprozessen63 4.5Methodisches und didaktisches Vorgehen64 4.5.1Beobachten und Dokumentieren von Bildungsprozessen64 4.5.2Themen zumuten und beantworten66 4.6Die Gestaltung der Räume68 4.7Zusammenfassung70 5.Kritik und Vergleich der aufgezeigten Ansätze71 5.1Entstehung und Organisation71 5.2Anthropologie des Kindes72 5.3Didaktisches Vorgehen73 5.4Raum und Material76 Teil 4: Qualitative Befragung in zwei Kindergärten in Tübingen77 1.Anlage der Untersuchung77 1.1Gegenstand und Ziel der Untersuchung77 1.2Die Befragung als Methode der Erhebung78 1.3Forschungsfragen als Grundlage der Datenerhebung79 1.4Datenerhebung mittels Interviewleitfaden79 2.Auswahl und Interpretation80 2.1Auswahl der Interviewpartner80 2.2Darstellung des Interviews mit E181 2.3Darstellung des Interviews mit E284 2.4Interpretation und Theorie/Praxis Vergleich88 Teil 5 Zusammenfassung und Ausblick91 1.Zusammenfassung91 2.Ausblick92 Literatur- und Quellenverzeichnis95Textprobe:Textprobe: Kapitel 2., Der Situationsansatz: Der Situationsansatz hat sich seit seiner Verbreitung in den 70er Jahren in der deutschen Frühpädagogik als pädagogisches Konzept weitgehend durchgesetzt und stellt das methodische Verfahren dar, das auf die eine oder andere Weise in vielen Einrichtungen praktiziert wird. So gehört er ¿seit Beginn der 70er Jahre zu den am weitesten vertretenen und am meisten diskutierten Bildungskonzepten für die Erziehung und Bildung von Kindern im Alter von weniger als sechs Jahren in (West-) Deutschland¿. Arbeiten nach dem Situationsansatz kann grob durch forschendes und entdeckendes Lernen anhand realer Problemstellungen in realen Situationen gekennzeichnet werden. Es liegen zahlreiche Publikationen vor, die diesen Ansatz seit seiner Entstehung in den letzten drei Jahrzehnten beschreiben, weiterentwickeln und kritisieren, sodass eine Berücksichtigung der gesamten Literatur für diese Arbeit nicht sinnvoll und zielführend ist. Einer der bekanntesten und umfangreichsten Beschreibungen zu diesem Ansatz ist das vom DJI beschriebene Curriculum ¿Soziales Lernen¿. Curriculum ¿Soziales Lernen¿: Die Wurzeln des Situationsansatzes sind in der Bildungsreform der 70er Jahre zu finden. Das Curriculum ¿Soziales Lernen¿ ist vom DJI unter Leitung von Jürgen Zimmer, der auch heute noch prominentester Vertreter ist, entwickelt worden. Es werden vier wichtige Quellen genannt, aus denen die Ideen zum Situationsansatz stammen. Diese Quellen sind: 1. Curriculumtheorie, bei der zwei Namen zu nennen sind, die diesen Ansatz mit ihren Ideen geprägt haben. Der erste Pate Saul Benjamin Robinsohn, ist als Begründer der Curriculumtheorie hervorgegangen. Robinsohn forderte Ende der sechziger Jahre, dass die Lerninhalte aller Stufen des Bildungswesens intensiver auf die gesellschaftliche Praxis bezogen werden sollten. Bildung ist nach Robinsohn ¿Ausstattung zum richtigen und wirksamen Verhalten in der Welt¿. In der Erziehung soll die ¿Ausstattung zur Bewältigung von Lebenssituationen geleistet¿ werden. Die Aufgabe der Curriculumentwicklung bezeichnet Robinsohn als das Auffinden und Anwenden von Methoden, ¿durch welche diese Situationen und die in ihnen geforderten Funktionen, die zu deren Bewältigung notwendigen Qualifikationen und die Bildungsinhalte und Gegenstände, durch welche diese Qualifizierung bewirkt werden soll, in optimaler Objektivierung identifiziert werden können¿. Zu dem zweiten Paten gehört Paulo Freire, den Zimmer als den wohl wichtigsten Pädagogen dieses Jahrhunderts bezeichnet und welcher sich als Anwalt für die Armen einsetzte und eine weltweite Wirkung hinterließ. ¿Lernen orientiert sich an den Schlüsselsituationen Entrechteter, zielt auf sozio-politische Bewusstwerdung. Ein Lehrer ist auch Schüler und ein Schüler ist auch Lehrer. Der Dialog ersetzt die Dressur¿. Dies ging durch Alphabetisierungskampagnen in dritten Welt-Ländern hervor, wonach Lesen und Schreiben einer Bevölkerungsgruppe nicht schrittweise vermittelt werden sollte, sondern der Gedanke dahinter steht, dass das Lernen leichter fällt, wenn eine Einsicht entsteht, wofür es gut ist, zu lernen. Dieser Gedanke wurde in den Situationsansatz hineingearbeitet, indem nach ¿kindlichen Schlüsselproblemen, von denen kindliche Lern- und Bildungsprozesse ausgehen¿ gelernt wird. 2. Aus der Elterninitiative der Studentenbewegung gingen neue Formen einer Partizipation der Eltern am Kindergartenleben hervor. Unter dem Einfluss der Kinderladenbewegung und der Diskussion um die Zuordnung der Fünfjährigen zur Schule oder KiTa wurde durch den Ansatz ein eigenständiges sozialpädagogisches Konzept für die KiTa entworfen. 3. Mit der Entschulungsdebatte sollte von dem negativen verschulten Verständnis der KiTa weggekommen werden. Es sollte ¿eine vom Fächerkanon unabhängige Lernform konzipiert, die Leben und Lernen integrieren will und dabei gerade die Chancen der altersgemischten Gruppe für lebensnahes Lernen aufgreift¿. 4. Als vierte Quelle ist die Tradition des Kindergartens zu nennen, da die Entwicklung des Situationsansatzes an diese und ältere Schulreformmodelle anknüpfte. Diese ist insofern wichtig, da das Konzept des, Diplomica Verlag<
Ausgewählte Ansätze zur Anregung von Bildungsprozessen in Kindertageseinrichtungen - nuovo livro
2005, ISBN: 9783836614375
Inhaltsangabe:Einleitung: Das deutsche Bildungssystem wird gegenwärtig von vielen Seiten kritisch hinterfragt. Ausgelöst wurde diese Bildungsdiskussion aufgrund internationaler Leistung… mais…
Inhaltsangabe:Einleitung: Das deutsche Bildungssystem wird gegenwärtig von vielen Seiten kritisch hinterfragt. Ausgelöst wurde diese Bildungsdiskussion aufgrund internationaler Leistungsvergleiche, die darauf hinweisen, dass die Schulen in Deutschland ihrer Bildungsaufgabe nicht genügend nachkommen. ¿Deutschland, das Land der Denker und Dichter, ist abgehängt¿, heißt es in einem Artikel der Zeitschrift ¿Der Spiegel¿. Diese Erkenntnis löst weitverbreitetes Unbehagen aus und schnell wird auch der Vorschulbereich zur Diskussion gestellt. Fragen wie: ¿Wird der Bildungs- und Lernaspekt in der Elementarpädagogik vernachlässigt ¿ ¿Unterschätzen wir die Leistungen von Kindern ¿ ¿Bilden wir im europäischen Vergleich mal wieder das Schlusslicht ¿ stehen dabei im Mittelpunkt. Die Forderung, bereits im Elementarbereich frühe Bildungsprozesse zu initiieren, um Kinder auf das lebenslange Lernen vorzubereiten, wird derzeit von vielen Seiten kontrovers diskutiert. Dabei ist die geführte Diskussion um Bildung im Elementarbereich nicht neu. Klassiker der Pädagogik wie unter anderem Comenius (1592 ¿ 1670), Pestalozzi (1746 ¿ 1827) und Fröbel (1782 ¿ 1852) haben die Bedeutung der frühkindlichen Bildung hervorgehoben. Maria Montessori hat im 20. Jahrhundert nachhaltig auf die Bedeutung frühen Lernens und die Stärkung kindlicher Bildung hingewiesen. Die Bildungsreform der 70er Jahre im 20. Jahrhundert hob die Bedeutung der frühen Kindheit - insbesondere der Altersstufe von 3-6 Jahren - als Teil des Bildungswesens hervor und forderte eine stärkere Betonung des Bildungsauftrags des Kindergartens. Dies war auch die Zeit, in der der Situationsansatz und Curricula als Orientierungshilfe für die Kindergärten entwickelt wurden. Der Situationsansatz ist neben weiteren Ansätzen auch heute noch stark in den Kindergärten vertreten und prägt das pädagogische Handeln der Erzieherinnen. Seit Mitte der neunziger Jahre wird die Diskussion um frühkindliche Bildungsprozesse erneut geführt. Laewen spricht von zwei Diskussionsströmungen. Die eine Debatte ¿ eine zumeist von Pädagogen geführte Diskussion - erfährt weniger Beachtung, wohingegen die von Politik und Interessensverbänden geführte Debatte eine starke Medienresonanz erhält. Zwei Studien, die die Bildungsdiskussion angeregt haben, sind die Delphie- und die PISAStudie. In der Veröffentlichung der beiden Delphie-Befragungen (1998) werden mit Unterstützung von 1000 Fachleuten aus Wirtschaft, Kultur und Politik Erwartungen an Wissen und Bildung in den nächsten 25 Jahren formuliert. Die Experten heben in dem Bericht die besondere Bedeutung der Erziehung und Bildung im Elementarbereich hervor. Lebenslanges Lernen in Form von Wissenserwerb geht als eine zentrale Forderung aus der Studie hervor. Die Veröffentlichung der PISA-Studie (Programs for International Student Assesment) hat wohl in schon lange nicht mehr gekanntem Ausmaß Bildung in die gesellschaftliche Diskussion eingebracht. Durch diese Studie wurde deutlich, dass in Deutschland die Herkunft der Familie eine große Rolle spielt in Bezug darauf, welche Bildung sich ein Kind aneignet. ¿Dabei stellt das kulturelle und soziale Kapital, das Kinder sowohl in als auch von ihren Herkunftsfamilien vermittelt bekommen und sich aneignen, einen wichtigen Einflussfaktor dar, und zwar nicht nur auf Bildungsprozesse in der frühen Kindheit, sondern auch im gesamten Lebenslauf¿. Ähnlich sieht dies auch Wolfgang Tietze von der Humboldt Universität Berlin, der die pädagogische Qualität in Kindertageseinrichtungen untersucht und dargestellt hat, welchen Einfluss diese auf die Kompetenzentwicklung von Kindern haben kann. Er stellt dar, dass die Chance für einen guten Schulabschluss der Kinder einerseits von ihrer Herkunftsfamilie und andererseits entscheidend von der Qualität der KiTa abhängt. Was genau eine gute und eine schlechte KiTa sei, geht aus dem Bericht nicht hervor, jedoch wird die Wichtigkeit der pädagogischen Arbeit der Erzieherinnen deutlich hervorgehoben. Der 2005 veröffentlichte 12. Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung widmet sich dem Thema Bildung, Betreuung und Erziehung vor und neben der Schule. Frühkindliche Bildungsprozesse nehmen in dem Bericht einen großen Stellenwert ein. Diese Befunde bestärken die in der Fachliteratur schon seit längerem diskutierten Vorschläge zur Erneuerung der KiTa und deren pädagogischer Konzepte. ¿Mehr Bildungsarbeit in den KiTa¿ lautet der momentane Tenor. Dabei wird oft vergessen, dass Kinder keine Nürnberger Trichter sind, denen Bildung einfach ¿eingetrichtert¿ werden kann. Die Bildungsdebatte wird nicht nur von Pädagogen geführt. Unterschiedliche Professionen wie Psychologen, Neurologen aber auch Politiker und Vertreter der Wirtschaft, die ihre Argumentationslinien vertreten, befassen sich mit diesem Thema. Es ist daher gerade aus erziehungswissenschaftlicher Sichtweise wichtig darauf zu achten, in dieser Diskussion nicht zum Spielball von Interessensvertretern zu werden, sondern die pädagogische Sichtweise in dieser Diskussion zu vertreten. Der Fokus dieser Arbeit ist darauf angelegt, pädagogische Konzepte zum Untersuchungsgegenstand zu nehmen. Es soll geklärt werden, welche Möglichkeiten und Rahmenbedingungen die untersuchten Ansätze bieten, Bildungsprozesse bei Kindern anzuregen. Gang der Untersuchung: Die vorliegende Arbeit ist in fünf Teile gegliedert. Um dem unter Kapitel zwei im ersten Teil der Arbeit benannten Erkenntnisinteresse gerecht zu werden, wird eine Untersuchung in Form einer vergleichenden Literaturanalyse unter Berücksichtigung fachlicher Stellungnahmen und empirischer Forschungsergebnisse vorgenommen. In Teil zwei der Arbeit wird die Möglichkeit der Anregung von Bildungsprozessen dargestellt. Hierzu wird zunächst eine detaillierte Ausdifferenzierung der Begrifflichkeiten Bildung, Erziehung und Lernen dargelegt. Die Theorien Piagets und Wygotsky geben die Sichtweise aus der Entwicklungspsychologie wieder, die im Anschluss daran durch aktuelle Befunde der Hirnforschung erweitert werden. Der dritte Teil dieser Arbeit ¿Ansätze zur Anregung von Bildungsprozessen¿ baut auf das erarbeitete Wissen von Teil eins und zwei auf. Mittels drei verschiedener Ansätze werden Möglichkeiten zur Anregung von Bildungsprozessen in KiTa untersucht. Die Besonderheit jedes Ansatzes wird hierbei herausgearbeitet. In Teil vier wird eine qualitative Befragung in zwei Tübinger KiTa vorgestellt und interpretiert. Diese dient zur Erlangung der Sichtweise der Praxis. Es werden zwei Befragungen in zwei Tübinger KiTa mittels eines teilstrukturierten Interviews durchgeführt. Dem fünften Teil folgt eine Reflexion. Dieser letzte Teil dieser Arbeit fasst die dargestellten Theorien und die dazu gewonnenen Praxiseinblicke noch einmal zusammen und beurteilt diese kritisch. Ein Ausblick in die Zukunft schließt diese Arbeit ab.Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: Teil 1 Einführung in die Arbeit: Einleitende Worte, Struktur der Arbeit und Begriffliche Vergewisserungen4 1.Einleitung4 2.Leitfragen der Arbeit6 3.Vorgehensweise7 Teil 2 Anregung von Bildungsprozessen aus unterschiedlichen Blickwinkeln9 1.Abgrenzung Erziehung und Bildung9 1.1Der Begriff Bildung im Elementarbereich9 1.2Der Begriff Erziehung im Elementarbereich13 1.3Bewertung der Begriffe Erziehung und Bildung und Benennung des Untersuchungsrahmens15 2.Bildungsprozesse aus entwicklungspsychologischer Perspektive17 2.1Piaget (sozial-) konstruktivistische Ausprägung17 2.2Wygotskis soziokultureller Ansatz19 2.3Konsequenzen aus den Theorien Piagets und Wygotski22 3.Neurobiologische Erkenntnisse zur Anregung von Bildungsprozessen22 3.1Neuere Erkenntnisse aus der Hirnforschung23 3.2Konsequenzen für die Erziehung25 4.Zusammenfassung und weiteres Vorgehen26 4.1Zusammenfassung26 4.2Weiteres Vorgehen27 Teil 3: Untersuchung ausgewählter Ansätze zur Anregung von Bildungsprozessen28 1.Geschichtliche Annäherung28 1.1Entwicklungen in der Vorschulpädagogik in den 50er - 70er Jahren28 1.2Der Strukturplan des Deutschen Bildungsrates und die Eingliederung des Kindergartens in das Bildungssystem29 2.Der Situationsansatz32 2.1Curriculum ¿Soziales Lernen`32 2.1.1Didaktische Einheiten33 2.1.2Das Projekt ¿Kindersituationen¿34 2.2Erziehungsziele des Curriculum ¿Soziales Lernen`35 2.3Der Bildungsanspruch36 2.4Das Menschenbild38 2.5Die Rolle der Erzieherin39 2.6Didaktisches Vorgehen im Situationsansatz40 2.6.1Der Bezug zu den Lebenssituationen der Kinder40 2.6.2Klärung des Situationsbegriffs und Schlüsselsituationen40 2.6.3Ablauf eines Projekts42 2.7Raumgestaltung, Ausstattung und Nutzung42 2.8Kritik und Würdigung43 3.Die Pädagogik aus Reggio Emilia45 3.1Die Entstehung der Reggio-Pädagogik46 3.2Das Menschenbild47 3.2.1Kinder sind eifrige Forscher47 3.2.2Kinder haben 100 Sprachen48 3.3Lernen als subjektiver, kreativer Akt49 3.4Die Rolle der Erzieherin50 3.5Pädagogisches und methodisches Handeln52 3.5.1Beobachten und Begleiten52 3.5.2Die Dokumentation53 3.5.3Projekte in der Reggio Pädagogik oder das Lernen lernen54 3.6Der Raum als dritter Erzieher56 3.7Zusammenfassung oder was aus Reggio gelernt werden kann58 4.Der Bildungsansatz von INFANS59 4.1Laewen und das Institut INFANS59 4.2Das Projekt ¿Bildungsauftrag in Kindertageseinrichtungen¿60 4.3Das Bild des Kindes - ein konstruierendes Kind61 4.4Erwachsene als Ko-Konstrukteure von Bildungsprozessen63 4.5Methodisches und didaktisches Vorgehen64 4.5.1Beobachten und Dokumentieren von Bildungsprozessen64 4.5.2Themen zumuten und beantworten66 4.6Die Gestaltung der Räume68 4.7Zusammenfassung70 5.Kritik und Vergleich der aufgezeigten Ansätze71 5.1Entstehung und Organisation71 5.2Anthropologie des Kindes72 5.3Didaktisches Vorgehen73 5.4Raum und Material76 Teil 4: Qualitative Befragung in zwei Kindergärten in Tübingen77 1.Anlage der Untersuchung77 1.1Gegenstand und Ziel der Untersuchung77 1.2Die Befragung als Methode der Erhebung78 1.3Forschungsfragen als Grundlage der Datenerhebung79 1.4Datenerhebung mittels Interviewleitfaden79 2.Auswahl und Interpretation80 2.1Auswahl der Interviewpartner80 2.2Darstellung des Interviews mit E181 2.3Darstellung des Interviews mit E284 2.4Interpretation und Theorie/Praxis Vergleich88 Teil 5 Zusammenfassung und Ausblick91 1.Zusammenfassung91 2.Ausblick92 Literatur- und Quellenverzeichnis95Textprobe:Textprobe: Kapitel 2., Der Situationsansatz: Der Situationsansatz hat sich seit seiner Verbreitung in den 70er Jahren in der deutschen Frühpädagogik als pädagogisches Konzept weitgehend durchgesetzt und stellt das methodische Verfahren dar, das auf die eine oder andere Weise in vielen Einrichtungen praktiziert wird. So gehört er ¿seit Beginn der 70er Jahre zu den am weitesten vertretenen und am meisten diskutierten Bildungskonzepten für die Erziehung und Bildung von Kindern im Alter von weniger als sechs Jahren in (West-) Deutschland¿. Arbeiten nach dem Situationsansatz kann grob durch forschendes und entdeckendes Lernen anhand realer Problemstellungen in realen Situationen gekennzeichnet werden. Es liegen zahlreiche Publikationen vor, die diesen Ansatz seit seiner Entstehung in den letzten drei Jahrzehnten beschreiben, weiterentwickeln und kritisieren, sodass eine Berücksichtigung der gesamten Literatur für diese Arbeit nicht sinnvoll und zielführend ist. Einer der bekanntesten und umfangreichsten Beschreibungen zu diesem Ansatz ist das vom DJI beschriebene Curriculum ¿Soziales Lernen¿. Curriculum ¿Soziales Lernen¿: Die Wurzeln des Situationsansatzes sind in der Bildungsreform der 70er Jahre zu finden. Das Curriculum ¿Soziales Lernen¿ ist vom DJI unter Leitung von Jürgen Zimmer, der auch heute noch prominentester Vertreter ist, entwickelt worden. Es werden vier wichtige Quellen genannt, aus denen die Ideen zum Situationsansatz stammen. Diese Quellen sind: 1. Curriculumtheorie, bei der zwei Namen zu nennen sind, die diesen Ansatz mit ihren Ideen geprägt haben. Der erste Pate Saul Benjamin Robinsohn, ist als Begründer der Curriculumtheorie hervorgegangen. Robinsohn forderte Ende der sechziger Jahre, dass die Lerninhalte aller Stufen des Bildungswesens intensiver auf die gesellschaftliche Praxis bezogen werden sollten. Bildung ist nach Robinsohn ¿Ausstattung zum richtigen und wirksamen Verhalten in der Welt¿. In der Erziehung soll die ¿Ausstattung zur Bewältigung von Lebenssituationen geleistet¿ werden. Die Aufgabe der Curriculumentwicklung bezeichnet Robinsohn als das Auffinden und Anwenden von Methoden, ¿durch welche diese Situationen und die in ihnen geforderten Funktionen, die zu deren Bewältigung notwendigen Qualifikationen und die Bildungsinhalte und Gegenstände, durch welche diese Qualifizierung bewirkt werden soll, in optimaler Objektivierung identifiziert werden können¿. Zu dem zweiten Paten gehört Paulo Freire, den Zimmer als den wohl wichtigsten Pädagogen dieses Jahrhunderts bezeichnet und welcher sich als Anwalt für die Armen einsetzte und eine weltweite Wirkung hinterließ. ¿Lernen orientiert sich an den Schlüsselsituationen Entrechteter, zielt auf sozio-politische Bewusstwerdung. Ein Lehrer ist auch Schüler und ein Schüler ist auch Lehrer. Der Dialog ersetzt die Dressur¿. Dies ging durch Alphabetisierungskampagnen in dritten Welt-Ländern hervor, wonach Lesen und Schreiben einer Bevölkerungsgruppe nicht schrittweise vermittelt werden sollte, sondern der Gedanke dahinter steht, dass das Lernen leichter fällt, wenn eine Einsicht entsteht, wofür es gut ist, zu lernen. Dieser Gedanke wurde in den Situationsansatz hineingearbeitet, indem nach ¿kindlichen Schlüsselproblemen, von denen kindliche Lern- und Bildungsprozesse ausgehen¿ gelernt wird. 2. Aus der Elterninitiative der Studentenbewegung gingen neue Formen einer Partizipation der Eltern am Kindergartenleben hervor. Unter dem Einfluss der Kinderladenbewegung und der Diskussion um die Zuordnung der Fünfjährigen zur Schule oder KiTa wurde durch den Ansatz ein eigenständiges sozialpädagogisches Konzept für die KiTa entworfen. 3. Mit der Entschulungsdebatte sollte von dem negativen verschulten Verständnis der KiTa weggekommen werden. Es sollte ¿eine vom Fächerkanon unabhängige Lernform konzipiert, die Leben und Lernen integrieren will und dabei gerade die Chancen der altersgemischten Gruppe für lebensnahes Lernen aufgreift¿. 4. Als vierte Quelle ist, Diplomica Verlag<
Ausgewählte Ansätze zur Anregung von Bildungsprozessen in Kindertageseinrichtungen - primeira edição
2008, ISBN: 9783836614375
[ED: 1], Auflage, eBook Download (PDF), eBooks, [PU: diplom.de]
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Dados detalhados do livro - Ausgewählte Ansätze zur Anregung von Bildungsprozessen in Kindertageseinrichtungen
EAN (ISBN-13): 9783836614375
Ano de publicação: 2005
Editor/Editora: diplom.de
Livro na base de dados desde 2009-11-12T05:36:22-02:00 (Sao Paulo)
Página de detalhes modificada pela última vez em 2017-07-11T05:07:00-03:00 (Sao Paulo)
Número ISBN/EAN: 9783836614375
Número ISBN - Ortografia alternativa:
978-3-8366-1437-5
Ortografia alternativa e termos de pesquisa relacionados:
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